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und Blücher. Blücher nahm mit dem Gros der preußischen Armee
in sehr günstiger Stellung die Kreckwitzer Höhen ein. Den rechten
Flügel bildeten dann die Truppen Barclay de Tollys. Den Ober—
befehl führte formell Wittgenstein, in Wahrheit aber Zar Alexan—
der, der infolge des am 20. Mai von Napoleon mit besonderer
Energie gegen Miloradowitsch durch Oudinot ausgeführten Vor-
stoßes meinte, Napoleon wolle die Verbündeten von dem Ge-
birge und der Verbindung mit Osterreich abdrängen. Infolge-
dessen verwandte der Zar die unter dem Großfürsten Konstantin
stehende Reserve am folgenden Tage durchaus nach dieser Seite
hin, während es Napoleons Absicht gerade umgekehrt war, die
Verbündeten auf ihrem rechten Flügel zu umgehen, ihnen die
Rückzugslinic auf Görlitz abzuschneiden und sie dann an das Ge-
birge zu drücken. Die Entscheidung fiel dementsprechend auch
auf dem rechten Flügel der Verbündeten, wo 40000 Mann unter
Ney sich auf die 14000 Mann Barclays warfen. Barclay wurde
nach hartnäckiger Verteidigung hinter den rechten Flügel von
Blüchers Aufstellung und dann mit diesem zurückgedrängt. Dank
dem Ubergewichte ihrer Artillerie und Reiterei gelang es, den
Rückzug in guter Ordnung zu bewerkstelligen, ohne daß ein Ge-
schütz oder eine Fahne verloren gegangen wäre. Napoleon war
wütend, daß „nach solcher Schlächterei“ kein anderes Ergebnis er-
zielt worden war. Reynier, der mit den Sachsen erst gegen Ende
der Schlacht herangekommen war, wurde zur Verfolgung des ab-
ziehenden Feindes bestimmt. Bei dem Mangel an Kavallerie
konnte freilich diese Aufgabe nur unvollkommen gelöst werden.
Am Töpferberg bei Reichenbach setzten sich die Alliierten in gün-
stiger Position am 22. Mai wieder in Gefechtsstellung. Napoleon
schickte, um sie zu werfen, die Sachsen vor, trotzdem daß Reynier
auf die Erschöpfung seiner Truppen hinwies, die von früh 5 Uhr
an bis nachmittags 4 Uhr auf den Beinen gewesen waren. Bei
diesem Kampfe, in dem die Sachsen ihren Auftrag in glänzender
Weise ausführten, fiel durch eine russische Kanonenkugel getroffen,
der General Duroc, der mit Napoleon enger als es sonst die
Gemütsart des Imperators gestattete, befreundet war. Er lebte
noch ein paar Stunden, und Napoleon, der eine Weile lang an