Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Verse auf: „Die Wunde brennt, die bleichen Lippen beben!“ 
Aber der Liebling des deutschen Volkes wurde gerettet, fand Auf— 
nahme in der Gärtnerwohnung des Rittergutes Großzschocher und 
ward von hier aus auf einem Kahne trotz aller französischen 
Späher von dem Domherrn Wendler nach Leipzig in dessen Haus 
gebracht, von wo aus es ihm gelang, nach seiner Heilung nach 
Karlsbad durchzuschlüpfen. Es ist bei dieser schimpflichen Sache 
besonders hervorzuheben, daß die Lützower doch unter sächsischem 
Geleit standen, dessen Durchbrechung aufs neue bewies, wie wenig 
der König Herr in seinem eigenen Lande war. Die auch sonst 
bemerkbare patriotische Stimmung der Leipziger veranlaßte den 
Stadtkommandanten, den vorgenannten Marschall Arrighi, am 
20. Juni den Belagerungszustand zu verhängen. Außerdem war 
durch Dekret vom 24. Mai die Errichtung einer 2000 Mann starken 
Bürgergarde verfügt worden, die jedoch nur mit einem Seitengewehr 
bewaffnet sein durfte. Da sich ferner eine Anzahl Studenten 
den Lützowern angeschlossen hatte, so wurde die Jurisdiktion der 
Universität über ihre Mitglieder in die Hände einer besonderen 
Kommission unter dem Baron von Werthern gestellt. Und nun 
griffen die französischen Behörden auch wieder auf die Kontinental- 
sperre zurück und ließen weit über deren Bestimmungen hinaus- 
gehend alle Vorräte an Wein, Branntwein und Reis versiegeln. 
Die beschlagnahmten Waren wurden dann gegen Erlegung einer 
entsprechenden Summe wieder freigegeben. 
Vom Kriegsschauplatze war Napoleon nach Dresden zurück- 
gekehrt, wo er mit dem Könige nach wie vor auf das freund- 
schaftlichste verkehrte und ihn u. a. regelmäßig zu den Vorstellungen 
des aus Paris befohlenen Théätre Francais einlud. Der Kaiser 
war in dem Marcolinischen Gartenpalais in der Friedrichstadt 
abgestiegen; Marcolini war nämlich in Prag zurückgeblieben und 
ist daselbst am 10. Juli 1814 gestorben. Von hier aus leitete 
Napoleon die Befestigung Dresdens, zunächst vornehmlich der 
Neustadt, dann, als der Zutritt Osterreichs zu den Verbündeten 
wahrscheinlich wurde, auch der Altstadt. Außer der nun völlig 
wiederhergestellten Augustusbrücke ließ der Kaiser noch zwei Schiff- 
brücken bei Pillnitz und beim Königstein schlagen. Gern hätte
	        
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