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er auch den Königstein ganz in seine Gewalt bekommen, aber
da stieß er doch auf solchen Widerstand, daß er sich damit be—
gnügte, der sächsischen Besatzung ein Bataillon Franzosen hin—
zuzufügen, immerhin genug, um gegebenenfalls über die Festung
disponieren zu können. Von der Ebenheit am Lilienstein wurde
eine Heerstraße nach Hohnstein vom Kaiser gebaut; bei Hohnstein
aber legte er zu deren Sicherung die noch heute gezeigte Napoleons-
schanze an. Außerdem aber kümmerte sich der Kaiser auch um
die festen Plätze unterhalb Dresden, inspizierte die Werke von
Torgau, Wittenberg und Magdeburg und hielt Musterungen über
die dort stehenden Truppen ab. Da die Sachsen durch die letzten
Kämpfe viel Verluste gehabt hatten, so hatte er noch aus seinem
Lager von Görlitz den Befehl gegeben, die sächsische Armee wieder
auf 18344 Mann zu bringen und namentlich auf Reiterei Gewicht
zu legen.
Zweifellos war dies ein sehr schwer zu erfüllendes Verlangen.
Denn dic öffentliche Stimmung war durchaus gegen die Waffen-
gemeinschaft, und man suchte sich den Aushebungen mit allen
Mittelun zu entziehen; vor allem aber mangelte es an Geld. Die
Steuern gingen bei der allgemeinen Notlage sparsam und un-
regelmäßig ein; Konkurse und Zwangsversteigerungen nahmen
überhand. Früher waren die Kassenscheine überall für voll an-
genommen worden. Jetzt, nachdem man schon im März 1812
eine fünfte Million davon ausgegeben hatte, sank der Wert eines
Talerscheines auf 13 Groschen. Um den dringendsten Bedürfnissen
abzuhelfen, vermittelte der Geh. Kammerrat Frege in Amsterdam
eine Anleihe von 1400000 Gulden holländisch gegen Verpfän-
dung der königlichen Juwelen. Bei alledem fuhren der König
und seine Umgebung fort, fest an Napoleons Stern, seinen Sieg
und damit an den endgültigen Frieden zu glauben; durch den
Rat Breuer wurde eine Denkschrift aufgesetzt über die Frage,
was Sachsen bei diesem Friedensschlusse zu beanspruchen haben
würde. Als Entschädigung für die Kriegslasten erschien Erfurt
und der Saalkreis passend; aber seine Stellung als Rheinbund-
staat verlangte auch eine entsprechende Vergrößerung, wie sie
Bayern von Napoleon erhalten hatte; das Großherzogtum Würz-