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gabe der illyrischen Provinzen an Osterreich, Wiederherstellung
der Hansastädte, Räumung aller in Preußen und im Herzog-
tum Warschau noch von französischen Truppen besetzten Städte.
Als wünschenswert, wenn auch nicht als unerläßliche Bedingung,
wurde die Auflösung des Rheinbundes und die Wiederherstellung
Preußens in den Grenzen von 1805 bezeichnet. Den Verbündeten
war durch Kaiser Franz in einem eigenhändigen Schreiben von
diesen Bedingungen Keuntnis gegeben worden mit der Zusicherung,
daß deren Ablehnung Österreich auf ihre Seite führen würde. Es
fiel aber Napoleon gar nicht ein, auf diese Bedingungen einzugehen.
Er hielt offenbar in seiner Verblendung und in der sichern Hoffnung
auf Sieg jedes Nachgeben für schimpflich. „Ich werde zu sterben
wissen)“ soll er nach Metternichs späterem Berichte gesagt haben,
„aber ich trete keine Hand breit Bodens ab... Meine Herrschaft
überdauert den Tag nicht, an dem ich aufgehört habe, stark und
folglich gefürchtet zu sein“.
Damit war Österreichs Übertritt auf die Seite der Ver-
bündeten entschieden. Zunächst kündigte es am 29. Juni den
Bündnisvertrag mit Frankreich vom 14. März 1812. Aber da
seine Rüstungen noch nicht weit genug vorgeschritten waren, so
verlangte es von den Verbündeten eine Verlängerung des Poeisch-
witzer Waffenstillstandes bis zum 10. Aug., die von diesen ebenso
ungern zugestanden wurde, wieé Napoleon gern darauf einging-
Während dieser Zeit fand ein Kongreß zu Prag statt, auf dem
vergeblich über einen allen genehmen Frieden verhandelt wurde.
Napoleon suchte durch seine beiden Bevollmächtigten, Caulaincourt,
Herzog von Vicenza, und den Grafen Narbonne die Verhand--
lungen hinzuziehen und noch mehr Zeit zu gewinnen. Als aber
der 10. Aug. vergangen war, wurden den Franzosen sofort ihre
Pässe zugestellt, und um die Mitternachtsstunde flammten die
von Prag bis zur schlesischen Grenze bereitgehaltenen Feuersignale
eines nach dem andern auf, die den Verbündeten den Abbruch
der Verhandlungen anzeigen sollten, und es erfolgte dann die
Veröffentlichung des österreichischen Kriegsmanifestes. Schon am
15. Juni hatten in Gitschin zwischen österreichischen Heerführern
und dem russischen General Toll Beratungen über einen gemein-