— 740 —
nicht auf dem linken Elbufer, sondern noch in der Lausitz oder
Schlesien befinde. Nachdem es ihm nicht gelungen war, die schle-
sische Armec mit seiner Ubermacht zu einem entscheidenden Schlage
zu zwingen, sah er ein, daß er sie wegen der ihm sonst in den
Rücken kommenden böhmischen Armee nicht weiter verfolgen dürfe.
Er schrieb damals an seinen Minister des Auswärtigen Maret,
Herzog von Bassano: „Da man ohne Schlacht zu keinerlei Er-
gebnis gelangen kann, wäre das glücklichste, was geschehen könnte,
wenn der Feind auf Dresden marschierte, da es alsdann zur
Schlacht käme.“
Genau zur selben Zeit faßten die Verbündeten in einem
zwischen Zar Alexander und Fürst Schwarzenberg am 22. Ang.
zu Zöblitz bei Marienberg abgehaltenen Kriegsrate den Entschluß,
auf Dresden zu marschieren. Diese Anderung zwang die drei
westlichen Kolonnen der großen Armec, die vielen Flußtäler, die
sich vom Erzgebirge nach den Mulden und der Elbe zu ziehen
und sämtlich tief eingerissen sind, unter unsäglichen Schwierig-
keiten namentlich für die Artillerie und den Train und unter
großem Zeitverlust zu durchqueren. Gouoion St. Cyr zog sich schon
am 23. Aug. auf Dresden zurück und hielt in Verbindung mit
Vandamme, als er am 24. seine letzten Truppen aus Dippoldis-
walde zurücknahm, nur noch die Brücke bei Königstein besetzt.
Am 25. war kaum die Hälfte der verbündeten Armeen vor Dresden
angelangt, wo der Hof in Erwartung des Angriffs sich in der
Neustadt unterbrachte, während Napoleon noch 3 Meilen entfernt
bei Stolpen stand. In dem am 25. Aug. nachmittags zusammen-
tretenden Kriegsrat war Fürst Schwarzenberg für sofortigen An-
griff auf die Stadt, der Zar aber dagegen und Moreau stimmte
ihm bei. Leider fügte sich Schwarzenberg, obwohl die Eroberung
der Stadt jetzt noch leicht gewesen wäre. So wurde erst am
26. nach dem Eintreffen weiterer Streitkräfte vorgegangen. An
diesem Tage erschien morgens 9 Uhr Napoleon in der geängsteten
Hauptstadt, die ihn als ihren Retter begrüßte. Schon waren
unter blutigen Kämpfen die Preußen bis zum großen Garten
vorgedrungen, Wittgenstein setzte sich in der Pirnaischen Vorstadt
fest und im Plauenschen Grunde rückten die Österreicher vor. Da