— 741 —
ward man im Hauptquartier wieder unschlüssig und meinte, es
sei besser, wenn man es bei einer bloßen Demonstration be—
wenden ließe und sich rückwärts auf Dippoldiswalde konzentriere.
Aber besonders infolge des Einspruchs Friedrich Wilhelms III.
und weil man doch auch schon zu sehr engagiert war, ließ
nachmittags 4 Uhr Schwarzenberg erneut den Angriff auf Dresden
beginnen. Doch wurde kein nennenswerter Vorteil erzielt; im
Gegenteil verloren gegen Abend die Verbündeten an Boden. Am
nächsten Tage ging Napoleon, obwohl er 40000 Mann weniger
als die Verbündeten zählte, in kühner Weise unter dem Schutze
der Kanonen der Stadt zum Angriffe vor. Die Vortruppen
Schwarzenbergs wurden teils zurückgeworfen, teils gefangen; zehn
österreichische Bataillone, durch die langen Märsche und durch
Hunger entkräftet, barfuß im regendurchweichten Kote watend und
bei nassem Pulver unfähig einen Schuß zu tun, streckten die
Waffen. Geradezu Entsetzen erregte es, als dicht in die Um—
gebung des Zaren Alexander, der auf der Höhe von Räcknitz
hielt, eine Kanonenkugel einschlug und dem General Moreau beide
Beine zerschmetterte, welcher Verwundung er am 2. Sept. erlag.
Die Nachricht, daß Vandamme, ganz wie Napoleon ihm schon
am 25. Aug. befohlen hatte, unter dem Königstein über die Elbe
gegangen war und den Verbündeten die Rückzugslinie abzuschneiden
drohte, veranlaßte diese zum Abbruch des Kampfes.
10000 Gefangene hatte Napoleon am 26. Aug. gemacht,
die gleiche Anzahl wurde am folgenden Tage nach Dresden ein—
gebracht. Vor den Toren von Dresden aber lagen 10000 Tote
und Verwundete; 30 Geschütze, zahllose Munitionswagen, ganze
Reihen von in Pyramiden gestellten Gewehren wurden von den
Franzosen erbeutet. Man kann wohl sagen, daß die böhmische
Armee ein gutes Viertel ihres Bestandes eingebüßt hatte; nament-
lich langten die österreichischen Regimenter in einem Zustande
völliger Auflösung in Böhmen an. Freilich wurde Napoleon die
Freude an diesem Siege getrübt durch die Nachricht von der Nieder-
lage, die am nämlichen 26. Aug. Macdonald gegen Blücher an der
Katzbach in Schlesien erlitten hatte. Die Wirkung des Dresdener
Sieges aber wurde völlig dadurch aufgehoben, daß der den geg-