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Am selben Tage versammelte der Freiherr von Stein die zu
den Verwaltungszwecken aus ihren bisherigen Ressorts aber auch
als deutschgesinnte Männer bekannten Beamten, u. a. auch Theodor
Körners Vater, den Appellationsgerichtsrat Karl Körner, um ihnen
wegen der bisher befolgten Politik Sachsens eine ernste Straf-
rede zu halten. Überdies mußten die sämtlichen sächsischen Be-
amten eine Erklärung an Eides Statt unterschreiben, daß sie
bei Strafe sofortiger Entlassung den Befehlen der verbündeten
Regierungen nachkommen würden. Dieser Revers wurde am
6. Nov. vom König anerkannt. — Für die in ihrer Verfassung
ja völlig abweichende Lausitz wurde ein Graf Reisach als Ober-
landkommissar eingesetzt, der freilich von Bayern aus wegen Unter-
schlagung öffentlicher Gelder reklamiert wurde. — Unter Repnin
zeigte sich der russische Kommandant von Leipzig, der Oberst
Prendel, besonders tätig, den entsetzlichen Folgen der Schlacht
wenigstens so weit entgegenzuarbeiten, als es menschenmöglich
war. Denn an 34000 Opfer harrten der Pflege, deren doch bei
den geringen vorhandenen Mitteln nur verhältnismäßig wenige
teilhaftig werden konnten. Welche entsetzlichen Bilder enthüllen
die zeitgenössischen Schilderungen, welche furchtbare Schilderung
entwirft nicht der aus Berlin in seiner Menschlichkeit herbeigeeilte
Arzt Reil in seinem Briefe an Stein. Zu den unmittelbaren
Opfern des Kampfes selbst gesellten sich auch noch die vom Lazarett-
typhus Befallenen; diese verheerende Krankheit breitete sich aber
auch unter der Zivilbevölkerung so aus, daß in der Zeit vom
16. Okt. 1813 bis 21. Jan. 1814 bei einer Bevölkerung von
33000 Seelen 3499 vom Zivil begraben wurden, also über 10 Pro-
zent, dic meistens jener furchtbaren Seuche zum Opfer gefallen
waren. Im Dezember erreichte die Epidemie ihren Höhepunkt;
die Gesamtzahl der Erkrankungen unter der Bevölkerung Leipzigs
während der letzten Monate des Jahres 1813 wird auf die er-
schreckende Summe von 13795 angegeben, aber auch noch 1814
kamen 5110 Erkrankungen vor. Dabei trat die Aufopferungs-
fähigkeit und Nächstenliebe der Leipziger Einwohnerschaft glänzend
hervor.
Und wie furchtbar sah es in den Dörfern der näheren Um-