Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Am selben Tage versammelte der Freiherr von Stein die zu 
den Verwaltungszwecken aus ihren bisherigen Ressorts aber auch 
als deutschgesinnte Männer bekannten Beamten, u. a. auch Theodor 
Körners Vater, den Appellationsgerichtsrat Karl Körner, um ihnen 
wegen der bisher befolgten Politik Sachsens eine ernste Straf- 
rede zu halten. Überdies mußten die sämtlichen sächsischen Be- 
amten eine Erklärung an Eides Statt unterschreiben, daß sie 
bei Strafe sofortiger Entlassung den Befehlen der verbündeten 
Regierungen nachkommen würden. Dieser Revers wurde am 
6. Nov. vom König anerkannt. — Für die in ihrer Verfassung 
ja völlig abweichende Lausitz wurde ein Graf Reisach als Ober- 
landkommissar eingesetzt, der freilich von Bayern aus wegen Unter- 
schlagung öffentlicher Gelder reklamiert wurde. — Unter Repnin 
zeigte sich der russische Kommandant von Leipzig, der Oberst 
Prendel, besonders tätig, den entsetzlichen Folgen der Schlacht 
wenigstens so weit entgegenzuarbeiten, als es menschenmöglich 
war. Denn an 34000 Opfer harrten der Pflege, deren doch bei 
den geringen vorhandenen Mitteln nur verhältnismäßig wenige 
teilhaftig werden konnten. Welche entsetzlichen Bilder enthüllen 
die zeitgenössischen Schilderungen, welche furchtbare Schilderung 
entwirft nicht der aus Berlin in seiner Menschlichkeit herbeigeeilte 
Arzt Reil in seinem Briefe an Stein. Zu den unmittelbaren 
Opfern des Kampfes selbst gesellten sich auch noch die vom Lazarett- 
typhus Befallenen; diese verheerende Krankheit breitete sich aber 
auch unter der Zivilbevölkerung so aus, daß in der Zeit vom 
16. Okt. 1813 bis 21. Jan. 1814 bei einer Bevölkerung von 
33000 Seelen 3499 vom Zivil begraben wurden, also über 10 Pro- 
zent, dic meistens jener furchtbaren Seuche zum Opfer gefallen 
waren. Im Dezember erreichte die Epidemie ihren Höhepunkt; 
die Gesamtzahl der Erkrankungen unter der Bevölkerung Leipzigs 
während der letzten Monate des Jahres 1813 wird auf die er- 
schreckende Summe von 13795 angegeben, aber auch noch 1814 
kamen 5110 Erkrankungen vor. Dabei trat die Aufopferungs- 
fähigkeit und Nächstenliebe der Leipziger Einwohnerschaft glänzend 
hervor. 
Und wie furchtbar sah es in den Dörfern der näheren Um-
	        
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