Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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gebung aus, von denen ja keines verschont geblieben, die meisten 
der Schauplatz des wütendsten Kampfes gewesen waren! In der 
näheren und weiteren Umgebung Leipzigs wurde für 63 Dör- 
fer, die in Mitleidenschaft gezogen waren, von kundiger Seite 
der erlittene Schaden auf 3½ Millionen Taler berechnet. Ahrlich 
aber war der Zustand in den Gegenden, durch die im wechselnden 
Vor= und Zurückfluten die Heere hindurchgezogen waren, wie 
vor allem in den Lausitzen. Man wird in den Schilderungen an 
die Zeiten des Dreißigjährigen Krieges erinnert, wenn man von 
all dem Elende liest, dem die Bewohner des schönsten und reichsten 
Landes Deutschlands nun ohnmächtig gegenüberstanden. Pferde, 
Rindvieh, Schafe, Ziegen von Freund wie Feind weggetrieben 
oder requiriert, kein Getreide für den täglichen Bedarf, geschweige 
für die neue Aussaat vorhanden, die Felder verwüstet, die Wohn- 
stätten und Ställe an so vielen Orten niedergebrannt, daß die 
Landesbrandkasse, in derselben Notlage wie alle anderen öffent- 
lichen Kassen, nur ein Sechstel der Versicherungssummen zahlen 
konnte. Und alle diese Übel zu vermehren, trieb sich allerhand 
Gesindel im Lande herum, namentlich viele russische, aber auch 
noch französische Marodeurs, denen sich andere verzweifelte Ge- 
sellen angeschlossen hatten. 
Aber insofern glich doch der Zustand dem nach dem Dreißig- 
jährigen Kriege nicht, als sich allenthalben berufene Kräfte regten, 
um den Schäden wieder abzuhelsen. Zunächst schickte Fürst Repnin 
den als Patrioten bekannten General von Vieth nach Frankfurt 
an den Kaiser Alexander, um diesem die Not des Landes zu 
schildern. Daraufhin überwies der Zar der Landesverwaltung 
eine Summe von 8000000 Franken. Ferner wurde eine von Blücher 
ausgeschriebene unerschwingliche Kriegssteuer, soweit sie schon be- 
zahlt war, zurückgegeben und der Rest erlassen. Stein sorgte 
für Getreideeinfuhr aus Böhmen, Schlesien, Polen und Mecklen- 
burg, ingleichen auch für Einbringung von neuem Vieh. Die 
Verteilung erfolgte dann entweder unentgeltlich oder gegen mäßige 
Zahlung oder auf Abzahlung in Raten. Ferner wurden die landes- 
herrlichen Waldungen zur Lieferung von Brennholz und Bauholz 
herangezogen. Durch Sammlungen kamen erhebliche Barmittel
	        
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