Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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nahm seinen Sitz im Brühlschen Palais. Er bewies auch an seiner 
neuen Wirkungsstätte dasselbe Wohlwollen und Verständnis; drei— 
mal in der Woche war er für jedermann zu sprechen. Da er 
eine Macht hinter sich wußte und an niemandes Zustimmung 
in dem eroberten Lande gebunden war, so griff er, ohne Um— 
stände zu machen und ohne sich an ritterschaftliche oder sonstige 
Privilegien zu kehren, rücksichtslos durch. Am 13. Nov. wurde 
ein in vier Abteilungen zerfallender Gouvernementsrat eingerichtet, 
der an Stelle des Geheimen Kabinetts trat. Dieses wurde auf- 
gelöst und seine Besoldung wie aller dabei angestellten Beamten 
vom Beginne des neuen Jahres 1814 an eingezogen. Überhaupt 
verfuhr Repnin durchaus nach der von Stein ausgegebenen Parole 
der umfassendsten Sparsamkeit. Dementsprechend wurden die Apa- 
nagen der königlichen Prinzen und Prinzessinnen, die Besoldungen 
der Kammerherren und Kammerjunker, die der nunmehr auf- 
gelösten Schweizergarde, ebenso die der nun aufhörenden aus- 
wärtigen Gesandten eingezogen, ebenso wurde das Oberhofjäger- 
meisteramt beseitigt, dagegen die Jagden entweder an den Vasallen- 
adel zurückgegeben, der Abschuß des übermäßig vorhandenen 
Wildes angeordnet und den von Wildschäden Heimgesuchten das 
Recht auf Entschädigung eröffnet. Überflüssige Verwaltungs- 
kollegien, wie die stiftischen Kammerkollegien, wurden einfach be- 
seitigt. Auf diese Weise wurde eine Ersparnis von 2221000 Taler 
erzielt. 
Immerhin blieb die Finanznot ungemein drückend. Nach- 
dem alle vorrätigen Gelder auch aus den königlichen Privatkassen 
an die Hauptkasse verbracht worden waren, ohne daß dadurch 
eine wesentliche Erhöhung des Bestandes erzielt wurde, wurde 
zunächst die Auslosung der sächsischen Rententitel sistiert. Dann 
aber mußte doch bei dem Hause Reichenbach & Co. in Leipzig 
eine Anleihe von 800000 Talern auf die Landeseinkünfte auf- 
genommen werden. Es hatte das genannte Haus schon 365100 
Taler zu fordern, die auf Michaelis 1814 zahlbar waren, 
ließ sich aber zunächst mit 150000 Talern abfinden und ge- 
stundete den Rest; in gleich patriotischer Weise betätigte sich 
das Bankhaus des Kammerrats Frege. Um den über die Hälfte
	        
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