Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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aber solle sich, da er, der Zar, zunächst über dessen Zukunft noch 
gar nicht klar sehe, in Geduld und Entsagung fassen. Das klang 
um so weniger tröstlich, als Gerüchte umliefen, daß Karl August 
von Weimar, dessen ältester Sohn Karl Friedrich seit 1804 mit 
des Zaren Schwester Maria Paulowna verheiratet war, zum Nach- 
folger im albertinischen Sachsen vom Zaren in Vorschlag ge- 
bracht sei. Anderseits wiesen Außerungen des Kaisers Franz auf 
dessen unbedingtes Einstehen für den König Friedrich August hin, 
so daß sich ganz von selbst die Schlußfolgerung ergab: Preußen 
und Rußland wollen die Vernichtung, Österreich die Erhaltung 
des albertinischen Königtums. 
Diesen Eindruck gewann auch Graf Senufft, der sich nach der 
Schlacht bei Leipzig seinem Könige wieder zur Verfügung ge- 
stellt hatte und von diesem ebenfalls nach Frankfurt zur ge- 
legentlichen Vertretung seiner Interessen gewiesen worden war. 
Er nahm auch wahr, daß die Vertreter Englands einer Beseitigung 
der albertinischen Herrschaft unsympathisch gegenüberstanden. Also 
vereinbarte er insgeheim mit Metternich, daß die beiden Prinzen 
Friedrich und Clemens, Söhne des Prinzen Max, dem öster- 
reichischen Hauptquartiere als eine Art von Geiseln übergeben 
werden sollten; Senfft hatte auch schon vorher ausgewirkt, daß 
die in Dresden zurückgebliebenen Mitglieder der Königlichen Fa- 
milie, mit Ausnahme wiederum der betagten Prinzessin Elisabeth, 
nach Prag unter den Schutz des Kaisers Franz übersiedelten. 
Ferner sollte ein besonderer Gesandter nach England gehen, um 
dort die infolge des bisherigen Kriegszustandes mit den Rhein= 
bundfürsten noch nicht erfolgte Anerkennung der sächsischen Königs- 
würde zu betreiben; dadurch hätte ja die englische Regierung zu- 
gleich eine mittelbare Garantie für den Fortbestand des alber= 
tinischen Königtums gegeben. Der von Stuttgart nach Franksurt 
gekommene sächsische Gesandte von üÜchtritz sollte nun diese Ab- 
machungen insgeheim nach Berlin dem gefangenen Könige über- 
bringen, und weiterhin der österreichische Gesandte in Berlin mit 
dem Könige in geheimer Fühlung bleiben. Allein Uchtritz wurde 
am 24. Nov. auf dem Wege von Leipzig nach Berlin von einer 
Kosakenabteilung überfallen und seiner Papiere beraubt, zweifel
	        
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