Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Kaiser Franz. Dieser sagte dem General zwar, er fände die 
Entthronung Friedrich Augusts unbillig und unmoralisch. Aber, 
und hier lag eben die Schwierigkeit, „es handelt sich darum, 
daß Rußland nichts von Polen hergeben will, und dafür mag 
Preußen sich in Sachsen entschädigen“. Er habe darum seinem 
Minister befohlen, alle Verhandlungen über diese Fragen auf 
den Kongreß zu verschieben, weil er hoffe, daß man hier der 
Sache eine bessere Richtung geben könne. Auch lud der Kaiser 
nachher seinen Schwager, den Bruder des Königs, Prinzen Anton, 
nach Wien ein, um gelegentlich am Kongresse für den königlichen 
Bruder wirken zu können, und im August erklärte Metternich 
dem sächsischen Agenten Grafen Schulenburg, daß in der säch- 
sischen Frage die Interessen Österreichs und Preußens einander 
schnurstracks zuwider liefen. — Anderseits blieb der Zar einem 
persönlichen Vermittelungsversuche der Prinzessin Elisabeth zu 
Leipzig, noch mehr aber anderen Persönlichkeiten gegenüber bei 
seiner abweisenden Haltung, wie auch Repnin eine solche bei jeder 
Gelegenheit an den Tag legte. 
Neben den Zukunftssorgen stellten sich am sächsischen Hofe 
in Berlin recht reale Sorgen für die Gegenwart ein: es be- 
gann an Geld zu mangeln; denn an Barmitteln hatte der 
König nur 50000 Taler mitgenommen, die außerdem aber in 
seinem Besitze befindlichen etwas über 4300000 Taler betragenden 
Staatspapiere waren als Pfandobjekt für eine in den Nieder- 
landen zu kontrahierende Anleihe mitgenommen, konnten auch 
überdies unter den augenblicklichen Umständen nicht auf Bewer- 
tung rechnen. Dazu liefen Unterstützungsgesuche von vielen durch das 
russische Gouvernement entlassenen Beamten ein. Vor allem mußte 
der König, nachdem anfangs sein Hofstaat von der preußischen 
Krone unterhalten worden war, jetzt hierfür die Kosten aus eigener 
Tasche bestreiten. Ein Antrag an das Generalgouvernement, daß 
die Kosten seiner Hofhaltung der Landeskasse zur Last fallen und 
den bisherigen Gesandten Sachsens ein Wartegeld gezahlt werden 
solle, wurde von Stein ohne weiteres abgewiesen. Und Repnin 
benutzte den Umstand, daß ein von ihm gemachter Vorschlag auf 
Überlassung der vom Könige mitgenommenen Staatspapiere und
	        
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