Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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erneut den Eid der Treue gegen die Verbündeten und unterschrieben 
eine dementsprechende Formel, womit Stein und Kleist die Sache 
als erledigt ansahen. Die Truppen aber wurden aus dem Hessi— 
schen wieder nach Koblenz gezogen, wo sie am 15. Sept. eintrafen. 
Jedoch hörten die geheimen Beeinflussungen von Friedrichsfelde, 
Dresden und Wien nicht auf; auch auf den gemeinen Mann suchte 
man durch schreckhafte Gerüchte einzuwirken, wie z. B. Thielmann 
in einem Tagesbefehle dem unsinnigen Gerede entgegentreten 
mußte, als sollten die sächsischen Truppen nach Amerika ein- 
geschifft werden. 
In Dresden fuhr man unterdessen fort, unter den Augen 
des Gouverneurs alle möglichen Mittel in Bewegung zu setzen, 
um die Sympathien für die Wiederherstellung des Königtums 
Friedrich Augusts rege zu erhalten. Es bildete sich u. a. die Gesell- 
schaft „Zum blauen Stern“, in der ein Festspiel das nach seier- 
licher Pause von oben erklingende „hohe Geisterwort“ enthielt: 
„Wo auch nur Zween oder Drei 
Versammelt sind in Friedrich Augusts Namen, 
Da ist sein Ahnherr auch dabei. 
Gott segne den König, Amen! 
Vor allem aber begann es nun in der Publizistik rege zu 
werden. Der König selbst nahm sie in Anspruch. Er beauftragte 
den Geheimen Legationsrat Wendt mit der Abfassung einer im 
Juli 1814 fertiggestellten Schrift „Exposé de la marche politique 
du Roi de Saxe“, die in Nürnberg im selben Jahre veröffentlicht 
wurde und auch im folgenden Jahre in deutscher Sprache unter 
dem Titel herauskam: „Der König von Sachsen Friedrich August 
und sein Benehmen in den neuesten Zeiten.“ Diese Schrift, die 
zur vertraulichen Mitteilung an alle den bevorstehenden Wiener 
Kongreß besuchenden Mächte bestimmt war, appellierte vor allem 
an das Legitimitätsgefühl der hohen Mächte, die der König zu 
beleidigen fürchte, wenn er den umlaufenden Gerüchten über die 
Vorenthaltung seiner Erblande Glauben schenken wolle. Sie er- 
hielt ein Gegenstück in der Instruktion Ludwigs XVIII. für Talley- 
rand zum Wiener Kongreß: Souveränität könne niemals allein 
durch Eroberung erworben werden, sondern nur durch Verzicht
	        
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