— 783 —
erneut den Eid der Treue gegen die Verbündeten und unterschrieben
eine dementsprechende Formel, womit Stein und Kleist die Sache
als erledigt ansahen. Die Truppen aber wurden aus dem Hessi—
schen wieder nach Koblenz gezogen, wo sie am 15. Sept. eintrafen.
Jedoch hörten die geheimen Beeinflussungen von Friedrichsfelde,
Dresden und Wien nicht auf; auch auf den gemeinen Mann suchte
man durch schreckhafte Gerüchte einzuwirken, wie z. B. Thielmann
in einem Tagesbefehle dem unsinnigen Gerede entgegentreten
mußte, als sollten die sächsischen Truppen nach Amerika ein-
geschifft werden.
In Dresden fuhr man unterdessen fort, unter den Augen
des Gouverneurs alle möglichen Mittel in Bewegung zu setzen,
um die Sympathien für die Wiederherstellung des Königtums
Friedrich Augusts rege zu erhalten. Es bildete sich u. a. die Gesell-
schaft „Zum blauen Stern“, in der ein Festspiel das nach seier-
licher Pause von oben erklingende „hohe Geisterwort“ enthielt:
„Wo auch nur Zween oder Drei
Versammelt sind in Friedrich Augusts Namen,
Da ist sein Ahnherr auch dabei.
Gott segne den König, Amen!
Vor allem aber begann es nun in der Publizistik rege zu
werden. Der König selbst nahm sie in Anspruch. Er beauftragte
den Geheimen Legationsrat Wendt mit der Abfassung einer im
Juli 1814 fertiggestellten Schrift „Exposé de la marche politique
du Roi de Saxe“, die in Nürnberg im selben Jahre veröffentlicht
wurde und auch im folgenden Jahre in deutscher Sprache unter
dem Titel herauskam: „Der König von Sachsen Friedrich August
und sein Benehmen in den neuesten Zeiten.“ Diese Schrift, die
zur vertraulichen Mitteilung an alle den bevorstehenden Wiener
Kongreß besuchenden Mächte bestimmt war, appellierte vor allem
an das Legitimitätsgefühl der hohen Mächte, die der König zu
beleidigen fürchte, wenn er den umlaufenden Gerüchten über die
Vorenthaltung seiner Erblande Glauben schenken wolle. Sie er-
hielt ein Gegenstück in der Instruktion Ludwigs XVIII. für Talley-
rand zum Wiener Kongreß: Souveränität könne niemals allein
durch Eroberung erworben werden, sondern nur durch Verzicht