Metadata: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Mächte, welche die Teilung von Sachsen für vorteilhaft hielten.“ 
Wir sehen hier den Standpunkt eines Mannes, der sich zwar 
zweifellos in wohlwollendster Weise in sächsische Verhältnisse ein- 
gearbeitet hatte, aber in dem völlig naturgemäßen Gefühle der 
Treue und der Anhänglichkeit an das angestammte Königshaus 
nichts anderes als Eigennutz zu erblicken wußte. 
Ein offizieller Vertreter des Königs von Sachsen wurde in 
Wien zu den Verhandlungen natürlich nicht zugelassen. Nach 
den Julitagen, in denen General Zeschau aus Wien die oben 
angegebene Antwort zurückgebracht hatte, war Prinz Anton auf 
Einladung des Kaisers nach Wien gekommen, und im August 
halte der Graf Schulenburg, ein Schwager des Ministers Ein- 
siedel, den Rat erhalten, beim Kongreß mit „ruhender Voll- 
macht“ zu erscheinen, d. h. dann immer irgendwo unter der Hand 
einzugreifen, wo es ihm zweckdienlich erschiene. Er erhielt durch 
den bayrischen Bevollmächtigten Fürsten Wrede stets eingehende 
Unterweisung über die derzeitige Lage der Kongreßverhandlungen. 
Vor allem aber war es Metternichs diesem sonst nicht eigene 
Offenheit, die dem Agenten mit „ruhender Vollmacht“ eine er- 
freuliche Perspektive eröffnete. Kein Zweifel, daß Österreich sich 
einem Preußen gegenüber, dessen Grenzen sich „von Eger bis 
Krakau“ erstrecken würden, nach den Proben der Spannkraft dieses 
Staates in den verflossenen anderthalb Jahren ganz besonders 
erxponiert fühlen würde. „Wir brauchen keine weiteren Argu- 
mente,“ äußerte der Staatskanzler sich zu dem sächsischen Ver- 
trauensmanne, „um uns zu überzeugen, daß unsere Konvenienz 
erfordert, daß Preußen nicht unsere Grenze von Eger bis 
Krakau umschließt; wenn Sie glauben würden, alle Gründe 
zu diesem Zwecke erschöpft zu haben, so würden wir selbst 
ebensoviele erwähnen können, die uns in dieser Absicht be- 
stätigen und Ihnen vielleicht unbekannt sind.“ — Aber bei 
der Zerrüttung der österreichischen Finanzen und dem mangel- 
haften Zustand des Heeres war, wie Schulenburgs Bericht es 
ganz treffend kennzeichnete, die wortreiche Sympathie Osterreichs 
zunächst wenig wert. Hier trat die polnische Frage zur rechten 
Zeit rettend in den Vordergrund. Zwar standen die Dinge 
Sturmhoefel, Geschichte der sächsischen Lande. 50
	        
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