Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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zunächst gerade recht übel. Nach anfänglichem Zaudern, begründet 
in der von den Militärs hervorgehobenen Notwendigkeit einer 
gesicherten Ostgrenze, gab Hardenberg endlich den Intentionen 
des Zaren nach, dem ein unter seiner Herrschaft zu begründendes 
konstitutionelles Polenreich als schönstes Ideal trotz aller War- 
nungen Steins vorschwebte. Dann aber konnten die Opfer, die 
Preußen nach dieser Richtung hin brachte, nur ausgeglichen werden 
durch Landzuwachs an einer anderen Seite. Ansbach und Bayreuth 
waren endgültig an Bayern gefallen, Ostfriesland, die Erwerbung 
des großen Friedrich vom Jahre 1745, an Hannover abgetreten, 
so blieb nur Sachsen als Ausgleichsobjekt übrig, und tatsächlich 
war es schon vor der Ankunft Alexanders in Wien, die am 
25. Sept. erfolgte, eine zwischen Preußen und Rußland abgemachte 
Sache, daß dieses das ganze Herzogtum Warschau, jenes das 
ganze Königreich Sachsen okkupieren würde. Wie aber Polen ein 
selbständiges Königreich bleiben sollte, so würde auch Sachsen nur 
in einer Art Personalunion bei völlig selbständiger Verwaltung 
mit Preußen vereinigt werden. 
Diese einfache Erledigung der Angelegenheit wurde aber ver- 
wirrt durch Hardenbergs Schwanken in der Auffassung der pol- 
nischen Verhältnisse, das durch Metternichs geschickte Politik her- 
vorgerufen war. Auf sein Betreiben forderten die drei Ostmächte 
den englischen Bevollmächtigten Lord Castlereagh zu einem Ver- 
mittelungsvorschlag auf. In einer Note vom 11. Okt. sprach 
sich nun der Lord dahin aus, daß England nichts gegen die vor- 
läufige Okkupation von Sachsen und auch weiterhin nichts gegen 
eine gänzliche Einverleibung Sachsens zum Zwecke der Wieder= 
herstellung der preußischen Macht und einer Züchtigung „der poli- 
tischen Unsittlichkeit Friedrich Augusts“ haben wolle; wenn aber 
diese Einverleibung stattfinden solle zugunsten einer bedeutenden 
Vorschiebung der russischen Grenzen nach Westen, dann lönne 
er die Zustimmung Englands nicht in Aussicht stellen. Späterhin 
äußerte er sich noch dahin, daß Preußen sich wenigstens die 
Weichsellinie sichern müsse. Aus leicht ersichtlichen Gründen neigte 
Hardenberg der englischen Auffassung zu; damit aber lief das 
enge Einverständnis zwischen Rußland und Preußen Gefahr, zer—
	        
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