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zunächst gerade recht übel. Nach anfänglichem Zaudern, begründet
in der von den Militärs hervorgehobenen Notwendigkeit einer
gesicherten Ostgrenze, gab Hardenberg endlich den Intentionen
des Zaren nach, dem ein unter seiner Herrschaft zu begründendes
konstitutionelles Polenreich als schönstes Ideal trotz aller War-
nungen Steins vorschwebte. Dann aber konnten die Opfer, die
Preußen nach dieser Richtung hin brachte, nur ausgeglichen werden
durch Landzuwachs an einer anderen Seite. Ansbach und Bayreuth
waren endgültig an Bayern gefallen, Ostfriesland, die Erwerbung
des großen Friedrich vom Jahre 1745, an Hannover abgetreten,
so blieb nur Sachsen als Ausgleichsobjekt übrig, und tatsächlich
war es schon vor der Ankunft Alexanders in Wien, die am
25. Sept. erfolgte, eine zwischen Preußen und Rußland abgemachte
Sache, daß dieses das ganze Herzogtum Warschau, jenes das
ganze Königreich Sachsen okkupieren würde. Wie aber Polen ein
selbständiges Königreich bleiben sollte, so würde auch Sachsen nur
in einer Art Personalunion bei völlig selbständiger Verwaltung
mit Preußen vereinigt werden.
Diese einfache Erledigung der Angelegenheit wurde aber ver-
wirrt durch Hardenbergs Schwanken in der Auffassung der pol-
nischen Verhältnisse, das durch Metternichs geschickte Politik her-
vorgerufen war. Auf sein Betreiben forderten die drei Ostmächte
den englischen Bevollmächtigten Lord Castlereagh zu einem Ver-
mittelungsvorschlag auf. In einer Note vom 11. Okt. sprach
sich nun der Lord dahin aus, daß England nichts gegen die vor-
läufige Okkupation von Sachsen und auch weiterhin nichts gegen
eine gänzliche Einverleibung Sachsens zum Zwecke der Wieder=
herstellung der preußischen Macht und einer Züchtigung „der poli-
tischen Unsittlichkeit Friedrich Augusts“ haben wolle; wenn aber
diese Einverleibung stattfinden solle zugunsten einer bedeutenden
Vorschiebung der russischen Grenzen nach Westen, dann lönne
er die Zustimmung Englands nicht in Aussicht stellen. Späterhin
äußerte er sich noch dahin, daß Preußen sich wenigstens die
Weichsellinie sichern müsse. Aus leicht ersichtlichen Gründen neigte
Hardenberg der englischen Auffassung zu; damit aber lief das
enge Einverständnis zwischen Rußland und Preußen Gefahr, zer—