Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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trag die Unterschrift zu verweigern und, wiederum ganz bezeich- 
nend für ihn, umgehend die Königin Maria anzuweisen, ihren 
Gefangenen, den Landgrafen, nicht zu entlassen. Die Bestürzung 
und Entrüstung war auf allen Seiten grenzenlos, selbst bei der 
Königin Maria. Doch gelang es dem eindringlichen Zureden 
des böhmischen Großkanzlers Heinrich von Plauen und des Bayern- 
herzogs den gerade in München weilenden starrsinnigen und rach- 
süchtigen Herrn zur Vollziehung zu bestimmen. Immerhin ver- 
zögerte sich dadurch die Freilassung des Landgrafen noch reich- 
lich drei Wochen. In den Verhandlungen zu Donauwörth zwischen 
Heinrich von Plauen und den Fürsten Moritz und Wilhelm wurde 
ausgemacht, daß er am 2. September 1552 zu Rheinfels aus 
der spanischen Kustodie, in der er fast 5¼ Jahr geschmachtet 
hatte, entlassen werden sollte. Am 19. August fanden die Ver- 
handlungen ihren Abschluß, am 20. August ritt Kurfürst Moritz, 
nunmehr der erwählte Held Germaniens, der Heimat zu. 
Auch Herzog Johann Friedrich der Altere ward nunmehr 
seinen Landen wiedergeschenkt, nachdem ihn der Kaiser am 
27. August 1552 zu Augsburg feierlich zu allen Gnaden wieder 
angenommen hatte. Über Nürnberg, Bamberg und Koburg, wo 
ihn sein Halbbruder Johann Ernst freudig empfing, kehrte er 
in seine Lande zurück. In Saalfeld erwarteten ihn die Land- 
stände, halbwegs Jena traf er bei Hummelshain mit seinen Kin- 
dern zusammen, wovon das dort erbaute Jagdschloß noch heute 
„Fröhliche Wiederkunft“ heißt; schon vorher hatte er die von 
Weimar herbeigeeilte treue Gattin Sibylle umarmt. Zu Jena 
ward ihm die besondere Freude, daß ihm hier die Professoren 
und Studenten der am 10. März 1548 begründeten Universität 
feierlich entgegenkamen. — Aber gar manches gab es nun zu 
ordnen, namentlich das Verhältnis zu dem albertinischen Vetter, 
das durch die letzten Ereignisse keineswegs gebessert worden war. 
Als hier in der Hauptsache eine Einigung geschaffen war, konnte 
er als letztes Werk seines Lebens seinen Namen unter die Ur- 
kunde setze. Am Tage danach, am 3. März 1554 beschloß er, 
erst im 51. Lebensjahre stehend, ein Leben reich an Frrungen, 
aber noch reicher an geduldig und mit Mannesmut ertragenen
	        
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