Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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mit hingebender Fürsorge auf allen Gebieten der Volkswirtschaft, 
Wissenschaft und Kunst und schuf in intensiver Pflege des ge- 
bliebenen kleineren Teiles einen kulturellen Großstaat, nachdem 
das Land aus dem beengenden mittelalterlichen Grenzen der Ent— 
wickelung in dem Zeitalter Friedrich Augusts I. hinübergeführt 
war in den modernen Staat durch die verständnisvolle Mitwirkung 
Friedrich Augusts II. — Und hieran knüpft sich eine noch weiter 
zielende Betrachtung: erhielt Preußen Sachsen ganz, so drang 
Rußland noch ein Stück bedrohlicher gegen das Herz Deutsch- 
lands vor, und ein Staat entstand am Rhein unter wettinischer 
Führung, der nach der Lage der Sache zweifellos mehr zu Frank- 
reich geneigt hätte, als für die Förderung der deutschen Einheit 
förderlich gewesen wäre. Wäre ferner Preußen in Sachsen gänzlich 
ohne Entschädigung ausgegangen, so hätte eine solche nirgends 
anders als in Polen gefunden werden können; damit wäre aber 
der Schwerpunkt der preußischen Entwickelung erheblich nach Osten 
verrückt worden. Wer wäre dann übrig geblieben, die deutsche 
Frage zu lösen und das Werk der Einheit endlich seiner Verwirk- 
lichung zuzuführen? So haben Sachsens Schmerzen, Leiden und 
bittere Verluste ein Reichliches zu der Heraufführung eines auch 
den sächsischen Patrioten befriedigenden Zustandes beigetragen. 
In den weiteren Verhandlungen, deren Hauptzweck nur sein 
mußte, die Zustimmung Friedrich Augusts zu den getroffenen 
Vereinbarungen zu gewinnen, tritt als ein unangenehmer Zug die 
Unehrlichkeit in Osterreichs Verhalten hervor, das die Hartnäckig- 
keit des alten Fürsten eher bestärkte als zur richtigen Einsicht 
der Lage brachte. Selbstverständlich suchte der sächsische Hof alle 
Mittel in Bewegung zu setzen, um einer Verkleinerung des Landes 
entgegenzuarbeiten. Adressen wurden ins Werk gesetzt aus den 
verschiedenen Kreisen der Bevölkerung. Auch ließ der König noch 
eine Denkschrift an die Großmächte unter dem Datum des 25. Febr. 
verfassen, die die Unteilbarkeit seiner Lande und die Richtigkeit 
seiner bisher befolgten Politik vertrat. 
Es lag nun bei dieser Unbeugsamkeit der königlichen Ent- 
schließungen die Gefahr nahe, daß er bei längerem Aufenthalte 
in der „Gefangenschaft“ zu Friedrichsfelde jedes Zugeständnis als
	        
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