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erzwungen erklären würde. So hielten es die Konferenzmächte
für richtiger, seinem schon mehrfach gestellten Verlangen einer
Übersiedelung in die Staaten des Kaisers von Österreich nach-
zugeben. Sobald dies im sächsischen Lande bekannt wurde, rüstete
man sich allenthalben an den bedeutenderen Punkten seiner Durch-
reise, den verehrten Herrscher gebührend zu empfangen. Da man
aber preußischerseits solchen Demonstrationen begegnen wollte,
wurde der König veranlaßt, seine Reise, die er am 22. Febr. an-
trat, durch Schlesien zu nehmen. Sobald er dort die österreichische
Grenze überschritten hatte, begrüßten ihn Glockengeläute und aller
Pomp eines fürstlichen Empfanges. Diesem äußeren Gepränge
entsprach aber der innere Gehalt nicht. Denn als nun der König
am 4. März in dem ihm als vorläufigen Aufenthaltsort an-
gewiesenen Preßburg angelangt war und Einsiedel und Schulenburg
zu Verhandlungen herangezogen wurden, da stand auch Österreich
auf der Seite der Teilungsmächte. Gerade um diese Zeit ge-
langte am 7. März die Nachricht nach Wien, daß Napoleon am
1. März wieder von der Insel Elba nach Frankreich zurückgekehrt
sei. Für Sachsen war diese Nachricht keineswegs vorteilhaft, was
auch der König und seine Minister erkennen mußten. Denn diese
Wendung schob nicht nur die sächsische Frage in den Hinter-
grund, sondern erweckte auch die Meinung, als ob die Hartnäckig-
keit Friedrich Augusts in irgend einer ursächlichen Beziehung zu
den neuen Unternehmungen Napoleons stünde; und vor allem
nahm Talleyrands Interesse an der sächsischen Sache genau in
dem Maße ab, als sein Interesse an der Niederwerfung Napoleons
durch Preußens militärische Kräfte zunahm.
An jenem 7. März erklärten sich die Mächte übereinstimmend
dahin, daß weitere Verhandlungen mit dem sächsischen Könige
nur stattfinden könnten, wenn er sich ohne jeden Rückhalt mit
der Teilung seines Landes einverstanden erkläre. Um ihm goldene
Brücken zu bauen, erschienen am 9. März 1815 Talleyrand, Lord
Wellington, Castlereaghs Nachfolger, und Metternich in Preßburg
und machten gütliche Vorstellungen. Ihre Sendung erzeugte
aber gerade das Gegenteil von dem, was sie erreichen wollten:
der König sah darin ein Anzeichen des Einlenkens zu seinen Gunsten
Sturmhoefel, Geschlchte der sächsischen Lande. 51