Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Weiteren Unternehmungen setzte die späte und schlechte Jahreszeit 
ein Ziel, und überdies wurde der Kurfürst von ernstlichem Un— 
wohlsein gepackt. Noch elend und schwach verließ er am 1. No- 
vember Raab, um über Wien nach Hause zu reisen. Dort langte 
er am 6. Dezember an. 
Mancherlei Nachrichten, die seine oben erwähnte zweite Be- 
dingung rechtfertigten, waren ihm in Ungarn zugetragen worden. 
Trotzdem Johann Friedrich gelegentlich seiner Wiedereinsetzung 
zu Augsburg den sog. „Assekurationsbrief“ ausgestellt hatte, in 
dem er an der Wittenberger Kapitulation nicht zu rütteln ver- 
sprach, legte er sich doch den seltsamen Titel „geborener Kurfürst“ bei 
und ließ Münzen prägen mit der Umschrift „Verus Elector“ 
(wahrer Kurfürst). Natürlich ließ Moritz durch den König Ferdi- 
nand beim Kaiser Beschwerde einlegen und hatte auch damit Er- 
folg. Dann kamen allerhand Fehden auf, in denen Vollrad von 
Mansseld, Heinrich von Braunschweig u. a. eine Rolle spielten, 
die sich nicht an den Passauer Vertrag kehren wollten. Auch von 
Hans von Küstrin ging die Rede, daß er sich um die Bildung 
eines Bundes gegen Moritz beflissen zeige. 
Am beunruhigendsten aber wirkte das Verhalten des Mark- 
grafen Albrecht Alcibiades von Kulmbach. Noch während der 
Linzer Verhandlungen hatte er sich nach Mittelfranken gewandt 
und durch abscheuliche Verheerungen die Stadt Nürnberg und 
die Bischöfe von Bamberg und Würzburg im Mai 1552 zu einem 
recht unvorteilhaften Vertrage gezwungen. Dann hatte er Mainz 
und Trier heimgesucht und schließlich seine Truppen dem Könige 
von Frankreich nach Metz zugeführt. Auf Ansuchen der fränki- 
schen Bischöfe und Nürnbergs kassierte der Kaiser die Albrecht zu- 
gestandenen Verträge und hieß ausdrücklich einen sich gegen Albrecht 
bildenden Landfriedensbund gut. Da aber geschah etwas ganz 
Unerwartetes: der Markgraf, wegen der Soldzahlungen mit dem 
französischen Könige in Zwiespalt geraten, ging vor Met in das 
Lager des Kaisers über, der ihn nicht nur ohne weiteres zu Gnaden 
annahm, sondern sogar unterm 10. November 1552 die den fränki- 
schen Bischöfen und Nürnberg im Mai abgepreßten Verträge be- 
stätigte. Er kassierte also seine eigene Kassation, nur um jenen
	        
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