— 808 —
zuzuteilen sei, solle die zweite, die nunmehr eigentlich sächsische,
ihren Stab und ihre Verpflegung behalten. Nach einem Beschlusse
der Mächte war diese zweite Brigade zur Vereinigung mit Welling-
ton bestimmt. Der Befehl Friedrich Wilhelms betonte nachdrück-
lich, daß man angesichts der in nächster Zeit bevorstehenden Kämpfe
mit dieser Maßregel rasch vorgehen müsse, da sich die Ratifikation
der Verträge mit dem König von Sachsen wohl noch um einige
Tage verzögern könnte, wie dies ja auch noch bis zum 18. Mai
der Fall gewesen ist.
Freilich mußte die vom Könige verlangte Teilung innerhalb
der einzelnen Regimenter erfolgen, da die Regimenter nicht, wie
der preußische König wohl nach dem Beispiele seiner Truppen-
formation glauben mochte, nach den einzelnen Landesteilen ein-
geordnet waren. Demgemäß verfügte Blücher die Ausscheidung
der den beiden Brigaden zuzuteilenden Soldaten einzeln nach Maß-
gabe ihrer Geburtsorte, was übrigens wenig Schwierigkeiten ge-
macht haben würde, wenn die von Thielmann schon am 22. Febr.
verlangten Nationallisten der gemeinen Mannschaften fertiggestellt
gewesen wären.
Gneisenau berief nun sämtliche sächsischen Offiziere am 2. Mai
zu sich, um die notwendigen Maßregeln mit ihnen zu verein-
baren. Während dieser Beratung erschienen tumultuierende Sol-
datenhaufen vor dem Hause und verlangten ihre Offiziere; andere,
namentlich dem Gardebataillon angehörige, rotteten sich vor dem
Hause des Feldmarschalls zusammen und brachten hier Hochs auf
den König von Sachsen aus. Es gelang den Offizieren, die auf-
geregten Leute, die zweifellos auch betrunken gemacht worden waren,
zum Auseinandergehen zu bewegen, meinten aber damit genug
getan zu haben, als sie die Leute bataillonsweise antreten lassen
und mit Reden beschwichtigt hatten. Anstatt sie konsigniert zu
halten, ließen sie sie wieder auseinanderlaufen. Alsbald wieder-
holten sich die Auftritte vor dem Hause des Feldmarschalls, na-
mentlich durch Soldaten des Gardebataillons, die eben in dieser
Eigenschaft als Garde des Königs meinten, den anderen voran-
gehen zu müssen. Man warf mit Steinen die Fenster ein, stieß
tobende Schimpfreden aus und wollte in das Haus dringen, um