liche Schikanen klagten, so wurde man von den reaktionären Be-
strebungen des Ministeriums noch mehr überzeugt und immer
mehr festigte sich an der Hand von allerlei unheimlichen Gerüchten
die Überzeugung, daß man regierungsseitig die katholische Propa-
ganda fördere.
Für den 12. Aug. 1845 war eine Revue der Leipziger
Kommunalgarden durch den Prinzen Johann, den Oberkomman-
danten sämtlicher sächsischer Kommunalgarden, angesagt. In
diesen Kreisen erinnerte man sich mit Mißvergnügen des auf
dem Landtage von 1839/40 von der Regierung gemachten Vor-
schlags, der die Kommunalgarden zu einer Art Polizeiorgan machen
und die Selbstwahl der Offiziere einzuschränken strebte, und des
damals recht überflüssigen Drohwortes des Kriegsministers von
Nostitz-Wallwitz, wenn in Sachsen je wieder unruhige Bewegungen
entstehen sollten, so werde die Regierung die Kraft haben, sie
zu zermalmen. Weiterhin knüpften sich gerade an die Persönlich-
keit des Prinzen Johann alle jene Gerüchte von heimlichen katho-
lischen Umtrieben, obwohl seine maßvolle Haltung in der ersten
Kammer bei allen kirchlichen Fragen, z. B. bei der vorerwähnten
der Kniebeugung, die Leute eines Besseren hätte belehren sollen.
Als nun die angesagte Revue stattfand, machte sich die herr-
schende Stimmung in ungebührlichen Zurufen aus dem zuschauen-
den Publikum Luft, vor allem aber fiel auf, wie wenige der
Gardisten in das von dem Kommandanten auf den Prinzen aus-
gebrachte Hoch einstimmten. Für den Abend hatte der Prinz
die Spitzen der Behörden nach dem am Roßplatz gelegenen Hotel
de Prusse geladen, wo man sich in einem vom Platze nach einem
Seitengäßchen zu abgelegenen Gartensalon zusammenfand. Auf
dem Platze sammelte sich nun ein Volkshaufen, der von wüstem
Toben und Pfeifen überging zum Gesang des alten Lutherliedes
„Ein' feste Burg ist unser Gott“, dann Hochs ausbrachte auf
Ronge und andere Führer des Deutschkatholizismus. Da die
Polizeimannschaft nicht mehr zulangte, die Kommunalgarde aber
herbeizuholen als untunlich betrachtet wurde wegen der bei der
Revuc durchgemachten Strapazen, andererseits aber die Menge
immer mehr gegen das Hotel drängte und es schon mit Stein-