namentlich in Preußen, sehr gefürchtet. In Sachsen betrachtete
man, dank Lindenaus Nachsicht, die Jahrbücher als eine der Kon-
zession nicht bedürfende wissenschaftliche Zeitschrift. Aber als im
Ministerium die reaktionäre Richtung Oberwasser bekam und
Lindenau ausschied, erteilte das Ministerium unaufgefordert dem
Verleger zu dessen Überraschung eine Konzession auf Widerruf,
die es auch alsbald benutzte; denn unter Preußens Einwirkung
ward 1843 den Jahrbüchern die Konzession entzogen. Eine Be-
schwerde, die Ruge und Wigand deswegen an den Landtag brachten,
erfuhr dort merkwürdigerweise eine Ablehnung mit starker Ma-
jorität. Gerade dieser Landtag beschäftigte sich wieder eingehender mit
dem Preßwesen gelegentlich eines dürftigen Gesetzes, das die Re-
gierung über die Zensur vorlegte. Denn in Sachsen war man
seinerzeit noch reaktionärer als der Bundestag gewesen und hatte
sogar die über 20 Bogen starken Bücher der Zensur unterstellt,
die die Karlsbader Beschlüsse freigegeben hatten. Außerdem be-
diente man sich der sog. Nachzensur, indem man nämlich eine
schon erteilte Druckerlaubnis zurückzuziehen sich das Recht nahm,
wenn der Zensor irgend etwas Gemein= und Staatsgefährliches
noch nachträglich entdeckte. Trotz einer sehr eingehenden, die Un-
haltbarkeit der augenblicklich geltenden Vorschriften überzeugend
beleuchtenden Rede des Leipzigers Brockhaus, die auch auf die
vorteilhaftere Lage der süddeutschen Buchhändler und deren da-
durch verstärkte Konkurrenzfähigkeit hinwies, konnte man, nament-
lich da auch die erste Kammer den Standpunkt der Regierung
teilte, nicht mehr erreichen, als daß in dem Gesetz vom 5. Febr.
1844 die Nachzensur beseitigt und die Pflicht zur Namhaftmachung
der Verfasser von Zeitungsartikeln für die Redakteure und Ver-
leger eingeschränkt wurde.
Es entsprach der Haltung der Regierung, wenn sie die Zensur-
praxis noch verschärfte. Alles selbständige politische Denken sollte
eingeschränkt werden, weshalb von auswärts kommende Schriften
über solche Themen einfach verboten und nach ihnen sogar die
zu Leipzig anlangenden Bücherballen durchsucht wurden, die im
Lande aber aufkommenden Organe, die sich mißliebig machten,
erfuhren dasselbe Schicksal, wie Helds Lokomotive, Wigands Viertel-