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hinaus nach Schlesien zur Kenntnisnahme der dortigen Eisen-
werke geführt, dann war er als durchaus tüchtiger und arbeit-
samer Beamter in den Verwaltungsdienst getreten, war Amtshaupt-
mann, dann Kreishauptmann gewesen und schließlich nach Hopf-
gartens Tode (8. März 1813) am 14. Mai 1813 zum „Kabinetts-
minister und Staatssekretär der inländischen Angelegenheiten, so-
wie der Militär-, Land= und Wirtschaftssachen in Betracht der in
seinen bisher bekleideten Amtern dargelegten gründlichen Einsicht und
Wissenschaft auch bewährten treuesten Devotion und sonstigen staat-
lichen Eigenschaften“ ernannt worden, mit dem ansehnlichen Gehalt
von 8000 Talern nebst 6 Schragen harten und 6 Schragen weichen
¾ elligen Holzes. Es ist ein Charakteristikum der damaligen
Hofitekette, daß die am 15. Mai geschehene Verpflichtung Ein-
siedels so erfolgte, daß „der Handschlag mittelst untertänigsten
Handkusses abgegeben wurde“. Ein durchaus pflichtgetreuer Mann
entbehrte jedoch Einsiedel des weiteren Blickes, was sich sowohl
in seiner inneren Verwaltung als auch in der ihm dann noch
übertragenen Leitung der auswärtigen Beziehungen erwies. In
letzterem Amte wurde ihm zur Entlastung im Jahre 1822 der
damalige Gesandte in Berlin Joh. von Minkwitz beigegeben.
Jedenfalls bewies sich Einsiedel während der ganzen Zeit seiner
Verwaltung unfähig, den neuen Ideen, die durch die franzö-
sische Revolution sich allgemein verbreitet hatten, auch nach ihrer
berechtigten Seite hin irgend welches Verständnis entgegen-
zubringen. Sein Interesse gehörte lediglich dem adligen Stande,
dem er entstammte, und darum stand er jeder Neuerung, die
dem Bürgertum zu der mehr als verdienten Geltung förderlich
sein sollte, feindselig gegenüber. Da er dem orthodoxen Luther-
tum angehörte, so kam er auch den Ansprüchen des katholischen
Klerus wohlwollender entgegen, als es sich mit dem ohnehin etwas
geschwächten Besitzstande der evangelischen Kirche vertrug. Aller-
dings lag unter der Nachwirkung des Rationalismus und der
Toleranz des 18. Jahrhunderts eine nachsichtigere Behandlung der
katholischen Schwesterkirche um so näher, als letztere damals sich noch
von der Hetzerei des 1773 aufgehobenen Jesuitenordens frei ent-
wickelt hatte. Einsiedels Beziehungen zu dem Prediger Stephan
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