Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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zur Vereinbarung von Mitteln zur Abhilfe des Notstandes im 
Januar 1847 einen außerordentlichen Landtag, der, abgesehen 
von einigen unnötigen Quengeleien der Opposition, doch nicht 
umhin konnte, den vernünftigen Vorschlägen der Regierung bei- 
zutreten und die notwendigen außerordentlichen Kredite zu be- 
willigen. Diese waren nicht nur notwendig für die Bekämpfung des 
Getreidemangels, sondern es hatten auch einige, im Bau begriffene 
Privatbahnen in kritischer Lage den Staat um Hilfe angegangen. 
Vornehmlich handelte es sich um die am Ende ihrer Mittel an- 
gelangte sächsisch-bayrische Bahn, die nun völlig, um beendet wer- 
den zu können, in Staatshände überging. Auch die Chemnitz- 
Riesaer und die Löbau-Zittauer Linie erhielten mit Bewilligung 
der Kammern eine Unterstützung von 10 Millionen Talern. — 
Neben den zweckmäßigen Anordnungen der Regierung betätigte 
sich die private Wohltätigkeit in glänzender Weise und half so 
Sachsen vor dem furchtbaren Schicksale bewahren, das damals 
u. a. Oberschlesien heimsuchte. Infolgedessen kam es in Sachsen 
nicht, wie anderswo, zu größeren Ruhestörungen. Die Ordnung 
und das Privateigentum wurden mit geringen Ausnahmen 
überall respektiert, was der König gelegentlich einer Rundreise 
durch das Land mit freudiger Genugtuung zu bemerken Gelegen- 
heit nahm. Mit dem Frühjahre 1848 sank durch die Aussicht 
auf eine gute Ernte der Preis des Roggens wieder, und man 
hätte erleichtert aufatmen können, wenn infolge der politischen 
Lage sich nunmehr nicht andere Sorgen ergeben hätten. 
Wenn seit den unglücklichen Leipziger Augustereignissen 
die Regierung durch Polizeimaßregeln die öffentliche Meinung 
glaubte in Schranken halten und leiten zu können, so konnte 
sie doch weder verhindern, daß unter der Hand im Lande 
in allerlei Pamphleten die Mißstimmung sich äußerte, noch 
auch den von außen heimlich eingeführten Erzeugnissen einer 
revolutionären Literatur die Wege gänzlich abschneiden. Je despo- 
tischer aber die Maßregeln wurden, um so erbitterter wurden die 
Außerungen dagegen und um so williger erschloß sich diesen die 
Menge. Ist doch gerade die erste Hälfte der 40er Jahre reicher 
denn jemals irgend ein anderes Zeitalter an Hervorbringungen
	        
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