Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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von der Stadtseite her. Auf den Barrikaden konnte man neben 
den schwarz-rot-goldenen Fahnen auch die roten der französischen 
Arbeiterrepublik sehen, und hier und da hatte man auch das 
Bild des nunmehr zum Märtyrer und Heiligen der Revolution 
erhobenen Robert Blum aufgestellt. — Zwar ward von den den 
Stadtrat beiseite schiebenden Mitgliedern des Sicherheitsausschusses, 
nämlich den Stadtverordneten Dr. Minkwitz, Dr. Köchly und 
Professor Richter durch Tzschirners Mund verkündigt, „Heilig 
ist das Eigentum!“; aber das hinderte nicht, daß man des mehr- 
fach genannten Kommunalgardenkommandanten Lenz Geschäft und 
Wohnung ausplünderte und seinen Hausrat mit zum Barrikaden- 
bau verwandte; hinderte auch nicht, daß man in Gewehr= und 
Eisenläden einbrach, um sich da Waffen oder Waffenähnliches 
und Munition zu verschaffen. Nach dieser Richtung hin war 
die Insurrektion überhaupt nicht genügend versehen. Man hoffte 
hier stark auf Unterstützung aus der Provinz, wohin mit Ein- 
bruch der Nacht Raketensignale vom Kreuzkirchenturme den Aus- 
bruch der Revolution meldeten; ihnen antworteten Feuerzeichen 
auf den Pesterwitzer Höhen und trugen die Nachricht weiter nach 
Tharandt, Freiberg und Chemnitz. Aus den Bergwerksdistrikten 
des Plauenschen Grundes und Freibergs und ferner aus den 
Industriebezirken von Chemnitz und Umgebung kam dann auch, 
wennschon nicht in zureichendem Maße, Zuzug. Dagegen erhielten 
die Truppen schon während der Nacht Unterstützung durch die 
reitende Artillerie aus Radeberg, die die Neustädter Seite der 
Brücke besetzte. In derselben Zeit arbeiteten Tzschirner und Ge- 
nossen die ganze Nacht hindurch an der Organisation des Auf- 
standes und der Einsetzung einer provisorischen Regierung. 
Abgesehen von einzelnen Schüssen, waren jedoch nach dem 
vergeblichen Sturme auf das Zeughaus keine Feindseligkeiten 
vorgefallen; die Insurgenten fühlten sich zu einem endgültigen 
Vorgehen noch nicht stark genug, und die Truppen hatten Befehl, 
nur im Falle des Angriffs zu schießen. Immerhin war die 
Lage des Schlosses, in dessen Fenster Schüsse und Steinwürfe 
fielen, und das man auch nachher in Brand zu stecken versuchte, 
gefährdet, und man hatte schon am 3. Mai die Entfernung des
	        
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