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wie den Aufrührern die Zuversicht schwand. Abends machten
sich ansehnliche Züge von ihnen unter dem Vorgeben aus der
Stadt, die umherstreifende Kavallerie einzufangen, von der tat-
sächlich auch ganze neun Mann eingebracht wurden; mit deren
Pferden machten sich die Patrouillenführer beritten. Es wurde
auch die Abreise Todts nach Frankfurt bekannt, und der Komman-
dant der Nationalgarden, Oberstleutnant Heinze, ließ sich angeb-
lich auf Rekognoszierung ausgehend, auf dem Pirnaischen Platze
gefangen nehmen. Aber die Erschöpfung der Truppen, der nur
ihre Erbitterung gleichkam, war infolge der Anstrengungen eines
solchen Kampfes, zu dem noch Ungunst der Witterung trat, so
groß geworden, daß General von Schirnding am 8. Mai eben-
falls nichts Sonderliches unternahm. Die preußischen Truppen
wurden, soweit möglich, von dem an diesem Tage anlangenden
Bataillon der 24er abgelöst; es drangen die Truppen aber immerhin
bis an die Kreuzkirche und mittlere Frauengasse vor. Der Haupt-
schlag geschah in der Morgenfrühe des 9. Mai mit dem An-
griffe des rechten Flügels auf die Barrikaden am Postplatz und
am Polhtechnikum und vor allem auf die große Barrikade an
dem Eingange der Wilsdruffer Straße bei dem damaligen Engel-
schen Restaurant. Um dieselbe Zeit hatten die Häupter des Auf-
standes, Tzschirner, Heubner und Bakunin ihre Sachen schon ge-
packt und waren, begleitet von einem Troß Barrikadenkämpfer
unter der Führung des Schriftsetzers Born aus Leipzig, der an
Heinzes Stelle getreten war, auf dem einzig noch offenen Wege
nach Freiberg. Hier sollte der vorläufige Sammelplatz sein; doch
hatten, als am 10. Mai früh der mit der Verfolgung beauftragte
General von Mangoldt diese Stadt erreichte, die Freischärler die
Stadt schon geräumt. — Laut einer vor dem Eintritte der Kata-
strophe gemachten Vereinbarung sollte der allgemeine Abzug zu-
sammen mit der provisorischen Regierung stattfinden und durch
dreimal drei Glockenschläge von der Kreuzkirche angezeigt werden.
Die damit Beauftragten ließen sich, wahrscheinlich auf den Be-
fehl ihrer Auftraggeber, die Zeit gewinnen wollten, damit bis
8 Uhr Zeit. Zugleich stieg am Kreuzturme eine weiße Flagge
empor, aus den noch im Kampfe befindlichen Gassen suchten sich