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Da die Soldaten mit Zuhilfenahme jeder möglichen Deckung
gefochten, überdies ebenfalls das Mittel der Wändedurchbrechung
in den Häusern angewandt hatten, so waren die Verluste gegen-
über der Länge und Hartnäckigkeit der Kämpfe geringfügig zu
nennen und kontrastierten um so mehr mit den im Volke durch
die Ruhmredigkeit der Barrikadenkämpfer verbreiteten Ziffern.
Die Regierungstruppen hatten an Toten 3 Offiziere und 20 Mann,
an Verwundeten 8 Ofsiziere und 55 Mann; die Preußen an
Toten 2 Offiziere und 6 Mann und an Verwundeten 24 Mann.
Am Nachmittag des 9. Mai war übrigens noch von Görlitz der
General von Holleben in Dresden mit drei Bataillonen angelangt
und hatte das Kommando über die außerhalb des Kriegsrayons
(Dresden und 3 Meilen im Umkreise) stehenden sächsischen und
preußischen Truppen übernommen. — Die Anzahl der gefallenen
Insurgenten war nicht genau zu ermitteln; bezeichnend war, daß
unter den aufgefundenen Toten nur 35 als aus Dresden stam-
mend rekognosziert werden konnten, 18 aus dem übrigen Sachsen
und ebensoviele aus außersächsischen, aber deutschen Ländern, wäh-
rend 108 nicht ermittelt werden konnten. Bezeichnend ferner-
hin und zwar für die Vorgeschichte des Aufstandes war die Auf-
findung eines großen Staatssiegels mit der Inschrift: „Provi-
sorische Regierung von Sachsen“, an welchem nach eidlicher An-
gabe von Sachverständigen mindestens 14 Tage gearbeitet worden
sein mußte. ·
Nun beeilte sich alles, an der Rückkehr von Ordnung und
Frieden mitzuwirken. Die Straßen wurden nach Beseitigung der
Barrikaden wieder hergestellt, die Waffen auf Geheiß Schirndings
abgeliefert. Natürlich wurde die Schließung aller politischen
Klubs, Vereine usw. angeordnet und die Kommunalgarde auf-
gelöst. Der König wandte sich noch am 9. Mai in einer vom
Königstein datierten Proklamation an das sächsische Volk, in der
in väterlichem Tone von den durch Übelgesinnte und Verführte,
namentlich auch durch Fremde herbeigeführten Drangsalen der
letzten Tage im Gegensatz zu den bisher genossenen Segnungen
des Friedens gesprochen, den einheimischen wie den preußischen
Soldaten für ihren Mut und ihre Ausdauer gedankt und die Ver-
Sturmhoefel, Geschichte der sächsischen Lande. II. 10