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sonst einiges Befremden erregte; man wollte es als eine nach-
trägliche Vergeltung für den üblen Empfang auslegen, den im
August 1845 Prinz Johann erlebt hatte. Mit Unrecht! Die
kurze Zeit, die verhältnismäßig dem Prinzen für diesen Zweck
gegönnt war, sollte er zusammen mit dem ihm völlig gleich-
alterigen Prinzen Friedrich Karl von Preußen (geb. 20. März
1828) auf der damals durch beste Lehrkräfte blühenden rheini-
schen Universität verbringen, wonach ein Besuch Leipzigs ja sowieso
nicht ausgeschlossen war. Die Studien, nicht nur juristische, son-
dern auch historische bei Dahlmann, wurden unter Schneiders
Aufsicht emsig betrieben, abwechselnd mit manchem Ausflug in
die herrliche Umgebung und dem Genusse edler Geselligkeit; Prinz
Johann überzeugte sich persönlich von dem Fortgange der Stu-
dien durch einen im Februar 1848 in Bonn abgestatteten Besuch.
Aber im selben Jahre begann die französische Revolution, die
so folgenschwere Ereignisse auch für Sachsen nach sich ziehen
sollte. So wurde Prinz Albert zurückberufen und kehrte am
26. März 1848 nach Dresden zurück, wo unterdessen die März-
minister ihr Amt angetreten hatten. So machte der Prinz diese
Sturm- und Drangperiode des deutschen und sächsischen Volkes
durch, sah am 10. Juli die Ankunft des Reichsverwesers,
wohnte der Vereidigung auf diesen augenblicklichen obersten Kriegs-
herrn Deutschlands am 6. Aug. bei, erlebte den erregten Landtag
des Revolutionsjahres; aber es blieb ihm erspart, Zeuge der häß-
lichen Maitage des Jahres 1849 zu sein. Er tat zunächst vor
allem seinen Dienst bei der ihm das meiste Interesse einflößenden
Waffe der Artillerie mit höchstem Pflichteifer, vorübergehend auch
bei der Kavallerie.
So vorgebildet, trat der junge Artilleriehauptmann seinen
ersten Feldzug an, der durch die Aufkündigung des berüchtigten
Waffenstillstandes von Malmö Dänemark von neuem in die
Schranken rief. Die sächsische Infanterie und Artillerie wurde
vom 24.—31. März über Berlin nach Hamburg und von da
nach Rendsburg befördert, während die Gardereiter marschierten.
Nach Rendsburg begab sich nach eintägigem Aufenthalt in Berlin
bei König Friedrich Wilhelm IV. auch der Prinz von Hamburg