Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Zugleich beschwor der König seinen Schwager, vor allem eine 
Verständigung mit CÖsterreich zu suchen; er teilte nicht dessen 
Überzeugung, daß Osterreich die Union ohne weiteres anerkennen 
werde; im März 1849, als der Revolutionskampf noch den Weiter- 
bestand Osterreichs in Frage stellte, hätte man vielleicht in Wien 
die vollendete Tatsache anerkannt; jetzt, da die ungarische Re- 
bellion niedergeworfen sei, werde sich da wohl der Kaiserstaat 
von dem halben Deutschland Gesetze vorschreiben lassen? Immer- 
hin war auch Friedrich August optimistisch genug, um an den 
guten Willen zu einer Verständigung bei Osterreich zu glauben. 
Dessen neuer Staatsleiter aber, Fürst Schwarzenberg, war keines- 
wegs gesonnen, Preußen auch nur die geringsten Zugeständnisse 
zu machen oder gar an eine Teilung der Herrschaft mit ihm 
zu denken. Dementsprechend ließ es sich die österreichische 
Politik angelegen sein, in Karlsruhe gegen die dankbare Mei- 
nung des Großherzogs anzukämpfen, und Schwarzenberg be- 
sprach sich zu Linz insgeheim mit dem König von Württem- 
berg im antipreußischen Sinne über die deutsche Sache. — Die 
Vorstellungen des Jugendfreundes und Schwagers blieben nicht 
ohne Einwirkung auf Friedrich Wilhelm IV., namentlich da auch 
die altpreußische Partei das ihrige tat und in der „Kreuzzeitung“ 
mahnte, in Sack und Asche müsse Preußen Buße tun wegen 
seiner sündhaften deutschen Gelüste. Am 3. Sept. begab sich 
König Friedrich Wilhelm IV. mit seiner Gemahlin zum Gegen- 
besuch nach Pillnitz; gleichzeitig aber hatte er die vom Könige 
Friedrich August angeregte Verständigung mit Osterreich im Auge, 
dessen Kaiser damals in Prag weilte und in einem Handschreiben 
an die Königin Marie von Sachsen den Wunsch ausgesprochen 
hatte, sich mit dem Könige von Preußen in Teplitz zu treffen. 
Ohne den Rat seiner Minister zu hören, die einen solchen entgegen- 
kommenden Schritt schwerlich gebilligt haben würden, ging König 
Friedrich Wilhelm sehr bereitwillig auf diesen Vorschlag ein und 
erschien samt Gemahlin und dem sächsischen Königspaar am 
7. Sept. in Teplitz. Hier hatten die Herrscher Preußens und 
Osterreichs am Nachmittag eine längere Besprechung, an der 
jedoch König Friedrich August nicht teilnahm. Nachdem am
	        
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