Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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war eine Wendung, in der sich der Kern des von Beust im stillen 
gezeitigten politischen Zukunftsprogramms zeigte; nachdem nämlich 
Osterreich in die Lage versetzt worden sei, das volle Gewicht seiner 
Macht Deutschland fühlen zu lassen, sei einesteils ein Beitritt der 
noch fehlenden Staaten zu dem Maibündnisse nicht mehr zu er- 
warten, andererseits bleibe für Preußen nur noch die Alternative, 
den Beitritt Bayerns und auch Österreichs zu ermöglichen, oder 
die Rückkehr zum Staatenbunde mit konstitutioneller Grundlage, 
oder — und hierin erscheint das Neue — es müßten denn die 
beiden Großmächte sich endlich zur Bildung eines Bundesverhält- 
nisses mit einem aus dem übrigen Deutschland zu bildenden Bundes- 
staate verstehen wollen. Das darin gebrauchte „endlich“ zeigt, 
wie lange Beust schon diese Idee mit sich herumgetragen hatte, 
die übrigens ihm nicht allein gehörte, sondern schon seinen Vor- 
gänger im Amte und nunmehrigen Minister des Außeren 
in Bayern von der Pfordten erfüllt hatte. Man nennt sie die 
Trias-, die Dreimachtidee: Osterreich auf der einen, Preußen 
auf der anderen Seite und in der Mitte, ausschlaggebend, viel- 
leicht im Bunde mit dem einen oder anderen Nachbar dominierend, 
ein Bund der Mittel= und Kleinstaaten, nach Pfordtens Ansicht 
unter Bayerns, nach Beusts Ansicht unter Sachsens Führung. 
Während nun in der ersten Kammer die Debatten über die 
deutsche Frage bei der Zerfahrenheit der Ansichten resultatlos 
verliefen, einigte sich die zweite Kammer unter Biedermanns 
Leitung am 7. März zu einer scharfen Verurteilung der säch- 
sischen Regierungspolitik. Unterdessen hatte nämlich von Beust 
durch den sächsischen Gesandten Grafen Hohenthal in vertrau- 
lichen Konferenzen zu München mit von der Pfordten und 
den Vertretern von Hannover und Württemberg einen am 17. Jan. 
1850 fertiggestellten Gegenentwurf ausgearbeitet, auf den näher 
einzugehen nicht nötig ist, weil er dadurch, daß Fürst Schwarzen= 
berg ihm seine Zustimmung verweigerte, von vornherein ein 
totgeborenes Kind war. Infolgedessen trat Hannover zurück. 
Hannover sagte sich aber am 25. Febr. auch von dem Dreikönigs- 
bündnisse los, wie man die Union vom 26. Mai 1849 zu 
benennen pflegte, nachdem nämlich der Verwaltungsrat den
	        
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