Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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die Regierung bereits einen Bevollmächtigten nach Frankfurt ent- 
sendet?"“ — Die Regierung beantwortete die erste und dritte Frage 
bejahend, erklärte aber die Beantwortung der zweiten für gegenstands- 
los, da noch kein Resultat der Frankfurter Verhandlungen vorliege. 
Als aber gelegentlich der am 27. und 28. Mai gepflogenen Beratun- 
gen über ein königliches Dekret, das eine Anleihe von 16 Millionen 
Talern für außerordentliche Bedürfnisse, namentlich zu Eisenbahn- 
bauten verlangte, der Kammerausschuß den Minister von Beust 
zu einer Erklärung drängte, ob nicht etwa ein Teil dieser Summe 
im Interesse des wiederherzustellenden Bundestages verwandt 
werden solle, ließ der Minister die Außerung fallen, daß unter 
Umständen der Frankfurter Bundestag doch wieder in seiner ganzen 
Ausdehnung aufleben könne. Von dieser Außerung setzte der 
Ausschuß am 29. Mai die Kammern in Kenntnis, die darüber 
in nicht geringe Aufregung gerieten. Sie beschlossen, die Be- 
ratung über die Anleihe auf acht Tage auszusetzen, um sich ganz 
der deutschen Angelegenheit widmen zu können, und den deut- 
schen Ausschuß mit der Bearbeitung einer Vorlage über diese 
Frage zu beauftragen. Dieser machte sich sofort mit großer 
Eile an die Arbeit und hatte am 31. Mai eine Adreßvorlage 
fertig, worin unter Hinweis auf die durch Beusts Außerung 
hervorgerufenen Besorgnisse der König auf die Gefahren aufmerk- 
sam gemacht wurde, die eine Rückkehr zum alten Bundestage 
in sich schließen würde; es wurde ferner die Bitte ausgesprochen, 
daß der König seinen Bevollmächtigten in Frankfurt instruieren 
lasse, gegen jede Rückkehr zum alten Bundestag Verwahrung ein- 
zulegen und der Aufrichtung irgend einer neuen Zentralgewalt 
oder Verfassung nur unter Vorbehalt der Genehmigung durch 
die sächsischen Kammern zuzustimmen. Aber als die Kammern 
am 1. Juni in die Beratung dieser Vorlage eintreten wollten, 
erklärte die Regierung die Kammern für aufgelöst. Die Stim- 
mung läßt sich daraus ermessen, daß die Kammern lautlos, ohne 
das sonst übliche Hoch auf den König auseinandergingen. — 
Aus Beusts Aufzeichnungen wissen wir, daß er bald nach der 
oben erzählten Pillnitzer Zusammenkunft Friedrich Wilhelms IV. 
mit dem König Friedrich August in Wien gewesen und da zum
	        
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