Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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daß es ein feierlicher und nicht eindrucksloser Akt gewesen sei, 
als Fürst Schwarzenberg die eröffnende Rede hielt. Auch Beust 
sprach als Vertreter des Hausherrn und teilt uns einen kurzen 
Ausschnitt aus seiner Augurenrede mit: „Es erscheine ihm ein 
versöhnender Wink der Vorsehung, daß die Stadt, welche noch 
jetzt die Spuren jener unheilvollen Tage zeige, wo die Be- 
geisterung für Deutschlands Einheit nur die Elemente der Zer- 
störung zu entfesseln verstanden habe, zum Sammelplatz für die 
Männer ausersehen sei, welche berufen wären, jene vernichtenden 
Elemente zu bannen und dem Vaterlande Frieden und Eintracht 
zurückzugeben.“ Daß Preußen trotz aller an den Tag gelegten 
Bereitwilligkeit, an ihnen teilzunehmen, keine Freude daran 
hatte, ist von vornherein anzunehmen. Und da bei diesen „freien 
Konferenzen“ alle, auch die kleinsten Staaten eine maßgebliche 
Stimme haben sollten, so konnte es vorkommen, daß der Ver- 
treter Preußens sich in offensichtlicher Einigkeit mit dem öster- 
reichischen an den Verhandlungen beteiligte, während auf einen 
geheimen Wink von Berlin aus der Vertreter irgend eines der 
kleineren norddeutschen Staaten sein gewichtiges Votum gegen 
einen bindenden Beschluß in die Wagschale warf. Dabei kam 
Preußen zugute, daß es geschickter vertreten wurde als Osterreich, 
falls die beiden Ministerpräsidenten durch ihre Amtsgeschäfte, wie 
sehr oft geschah, von den Sitzungen fern bleiben mußten. Von 
dem Ersatzmann Schwarzenbergs sagt Beust spöttisch, er habe 
sich selbst mehr als anderen genügt; es war Graf Buol-Schaun- 
stein, den Metternich ein Messer mit scharfer Spitze ohne Schneide 
nannte und der nach Schwarzenbergs Tode an dessen Stelle 
als Minister des Auswärtigen berufen wurde. Dagegen wußte 
der frühere preußische Finanzminister von Alvensleben durch 
„unglaubliche Feinheit und Schmiegsamkeit die Oberhand zu 
gewinnen“, wie Beust sagt, und auch von Friesen nennt 
ihn in seinen Erinnerungen einen geschickten und vorzüglichen 
Vertreter. Das wurde besonders in der Zollvereinssache bemerkbar. 
Endlich hatte Osterreich eingesehen, welch eine hohe politische Be- 
deutung diese große wirtschaftliche Vereinigung erlangt hatte, und 
suchte nun mindestens die Mitgliedschaft zu erwerben, möglichst
	        
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