Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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lungen eintrete, welche der allgemeinen deutschen Zolleinigung 
präjudizierlich sein könnten, was dort allgemeinen Widerspruch 
erregte, da die Revision des Tarifes sich immer dringlicher ge- 
staltete. In Dresden aber blieb Preußen auf seinem Stand- 
punkte bestehen, daß man unter den derzeitigen Verhältnissen 
mit Osterreich sich nur auf dem Boden eines Handelsvertrags ver- 
stehen könne, und hatte dabei so viele Stimmen für sich, daß man 
diese Frage schließlich fallen lassen mußte. Es sah Preußen anderer- 
seits ein, daß man unter den gegebenen Verhältnissen am Ende 
doch nichts Besseres tun könne, als zur alten Form des Bundes- 
tags zurückzukehren. Es forderte deshalb am 23. März die 
früheren Mitglieder der Union selbst auf, seinem Beispiele zu fol- 
gen und den Bundestag wieder zu beschicken. Am 30. Mai 1851 
saßen die Vertreter sämtlicher Bundesstaaten wieder so einträchtig- 
lich in dem Thurn und Taxisschen Palais in der Eschenheimer 
Gasse zu Frankfurt zusammen, als ob es nie eine Revolution 
und nie die Jahre 1848 und 1849 gegeben hätte. Der Kongreß 
zu Dresden aber wurde am 15. Mai durch Schwarzenberg mit 
einer Rede geschlossen, in der er alle die erfahrenen Anregungen 
dankbar anerkannte und mit einem sprichwörtlich gewordenen Aus- 
druck als „schätzbares Material“ bezeichnete. 
Die Aufgabe, die der neue deutsche Bundestag sich gestellt 
hatte, zeigte sich alsbald in der Niedersetzung eines Ausschusses, 
der dafür sorgen sollte, „daß in keinem Bundesstaate Institutionen 
bestehen, welche für die innere Ruhe und Ordnung desselben und 
dadurch für die allgemeine Sicherheit des Bundes bedrohlich sind“. 
Den hier ausgesprochenen Grundsätzen schloß sich mit den anderen 
Staaten auch Sachsen gern an. Soweit man hier dem erneuten 
Aufkommen revolutionärer Neigungen entgegenarbeiten wollte, 
konnte nichts gegen ein schärferes Anziehen der Zügel eingewandt 
werden. So war eine fachgemäßere Vorbildung der semina- 
ristischen Volksschullehrer, die sie eingehender auf ihren Beruf 
vorbereitete, eine ebenso große Notwendigkeit, als die Entfernung 
der einseitig rationalistischen Religionsbücher aus dem Religions- 
unterricht. Die auf jenen Zweck abzielenden Maßregeln sollten 
jener Halbbildung entgegenarbeiten, die sich in Lehrerkreisen wäh-
	        
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