Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

— 216 — 
sturm an den Herzog um Erhaltung und Erneuerung des Zoll- 
vereins entfachte. Beust wußte nun nichts Besseres zu tun, als 
am 1. Aug. persönlich nach Wien zu eilen und dort vorstellig 
zu werden, daß man doch ja nicht den Bogen überspannen möge. 
Es ist ihm auch gelungen, in diesem Sinne auf den Grafen 
Buol einzuwirken. In dem bayrischen Zirkular vom 5. Aug., 
das für den 10. Aug. zu neuen Konferenzen nach Stuttgart 
einlud, findet sich die Bemerkung, daß u. a. auf dieser Konferenz 
Freiherr von Beust die Resultate seiner jüngsten Beratungen mit 
dem Kaiserlichen Kabinett mitteilen werde, durch welche die kaiser- 
liche Zirkulardepesche vom 29. Juli eine erfreuliche, der allgemeinen 
Verständigung förderliche Ergänzung erhalte. 
In Stuttgart einigte man sich nun in den offenen Verhand- 
lungen dahin, daß man sich Preußen gegenüber zur Annahme 
der mit Hannover vereinbarten Bedingungen bereit erklärte, wo- 
gegen sie vor der Abgabe einer Erklärung über den Termin 
der neuen Zollvereinsverhandlungen von Preußen eine Erklärung 
erbaten, inwieweit Preußen den in Wien verabredeten Entwurf 
eines Handels= und Zollvertrags mit Osterreich als Basis dieser 
Verhandlungen ansehen wolle. Dahinter versteckte sich aber eine 
geheim gehaltene Abmachung der Stuttgarter Versammlung für 
die nach Berlin zu entsendenden Kommissare. Sie sollten den 
neuen Zollvereinsvertrag nur auf acht Jahre schließen, und zwar 
auch nur unter den zwei Bedingungen, daß erstens der Handels- 
vertrag mit Osterreich parallel beraten und zum Abschlusse ge- 
führt, und daß mindestens ein Jahr vor Ablauf des neuen Zoll- 
vereins der Zollanschluß Osterreichs von Preußen in die Wege 
geleitet würde. Die Protokolle über diese Verhandlungen waren 
in einem Preußen durchaus feindseligen Tone gehalten und ver- 
rieten die eigentliche und maßgebende Gesinnung der Kongreß- 
teilnehmer. Daß sie alsbald in Berlin zur Kenntnis kamen 
trotz der beabsichtigten Geheimhaltung, dafür sorgte Osterreich 
selbst, dem es auf die Sprengung des Handelsvertrags um jeden 
Preis ankam; ebenso wußte man in Berlin sofort Bescheid von 
der Geheiminstruktion der Kommissare. Man war hier geteilter 
Meinung: der Finanzminister von Bodelschwingh betrachtete jedes
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.