Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Auch in Leipzig fand die Musik Pflege, sowohl im Gewand- 
hause als im Alumnate der Thomasschule, an der seit 1810 
Schicht Kantor war (bis 1823); dieser entfaltete auch sonst als 
Gesang= und Kompositionslehrer eine bedeutende Tätigkeit und 
zählte die drei als Musiker ebenfalls bekannt gewordenen Sachsen 
K. G. Reißiger, Jul. Otto und Friedrich Schneider zu 
seinen Schülern. Letzterer, der Komponist des „Weltgericht“, war 
seit 1812 Organist an der Thomaskirche, bis er 1821 nach Dessau 
ging. Von Schicht wurde auf der Thomasschule auch K. Friedr. 
Zöllner aus Mühlhausen in Thüringen vorgebildet, der, das 
Studium der Theologie aufgebend, seine Kraft dem Gesang- 
unterricht an der Volksschule und der Ausbildung des Männer- 
gesanges zuwandte; in letzterer Richtung wurde er 1833 der Be- 
gründer des noch heute bestehenden Zöllnervereins. Er gab da- 
durch den Anlaß, daß auch unter der Studentenschaft sich 1822 
zur Pflege des Kirchengesanges der Gesangverein Paulus bildete. 
In Freiberg war seit 1822 der dort 1790 geborene Aug. Ferd. 
Anacker als Domkantor tätig, der Komponist der von Moritz 
Döring stammenden stimmungsvollen Dichtung „Der Bergmanns- 
gruß"“. — In Leipzig fand am Stadttheater auch das 
Schauspiel unter der Direktion des Hofrats Dr. Th. Küstner 
ausgezeichnete Pflege; er war der erste Direktor des am 26. Aug. 
1817 nach einem vergrößernden Umbau neu eröffneten Theaters; 
leider entzweite er sich 1828 mit dem Rat. Eine Zeitlang über- 
nahm die Dresdener Intendantur die Leitung, gab sie aber der 
Kosten wegen wieder auf, worauf dann 1832 ein gewisser Ringel- 
hardt die Leitung übernahm. Da dieser nicht wie Küstner zu- 
setzen, sondern verdienen wollte, so konnte der Glanz, den die 
Leipziger Bühne früher entwickelt hatte, nicht wieder erreicht wer- 
den. Einen Geschichtsschreiber fand das Leipziger Theater an dem 
Oberhofgerichtsrat Blümner, der selbst auch eine Liebhaberbühne 
unterhielt. Sonst entwickelte sich das geistige Leben in Leipzig 
in womöglich noch engeren Bahnen, wie in Dresden. Als Mittel- 
punkt des literarischen Lebens galten die Häuser des Hofrats 
Keil und des als Dichter tätigen W. Chr. L. Gerhard. Auch 
der als österreichischer Generalkonsul aus Wien gekommene Ro-
	        
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