Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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denz geleiten sollte. Dann erfolgte unter der Teilnahme einer 
großen Anzahl von Fürstlichkeiten die Trauungszeremonie in der 
königlichen Hofkirche. Eine ganze Reihe von Festlichkeiten schloß 
sich an bis zum 27. Juni, worauf das junge Paar eine Rundreise 
durch das Land antrat. — — — 
Die im September des Jahres 1853 vorgenommenen größeren 
Truppenübungen, die gleichzeitig einer vom Bundestage zu Frank- 
furt ausgehenden Inspektion durch österreichische, bayrische und 
hessendarmstädtische Kommissare zur Information dienen sollten, 
brachten dem Prinzen Albert das Kommando über die gesamte 
sächsische Infanterie. Es hatten diese Übungen aber auch einen 
höheren politischen Zweck und waren mit Rücksicht auf den Ernst 
der Weltlage großartiger gestaltet worden. Prinz Albert hatte 
selbst einem Teile der hier in Betracht kommenden Verwicke- 
lungen beigewohnt. Während er am Krankenlager des Kaisers 
Franz Josef weilte, war aus Konstantinopel der in außerordent- 
licher Mission dorthin gesandte Fürst Christian von Leiningen 
zurückgekommen, dem es noch in letzter Stunde gelungen war, 
die Pforte nochmals zur Nachgiebigkeit gegen Rußland zu be- 
wegen. Aber am 23. Febr. 1853 war der sächsische Gesandte 
Graf Vitzthum von Eckstädt in Petersburg Ohrenzeuge eines Ge- 
spräches zwischen dem Zaren und dem in Privatgeschäften gerade 
in Petersburg anwesenden österreichischen Grafen Zichy; hier sprach 
es der Zar unverhohlen aus, daß man die Herrschaft der „türki- 
schen Hunde"“ in Europa nicht länger dulden könne, und daß 
der Kaiser von Osterreich mit ihm gemeinschaftlich der schmutzigen 
Wirtschaft am Bosporus und der Bedrückung der armen Christen 
durch die verruchten Ungläubigen ein Ende machen werde. Bald 
erfolgte auch die Mobilisierung zweier Armeekorps an der türki- 
schen Grenze und weiterhin die bekannte ergebnislose Sendung 
Menschikoffs nach Konstantinopel. Der Sultan Abdul Medschid 
aber rief die Hilfe der Westmächte an. 
Seine Hilferuf fand sofort Gehör bei dem neuen Keiser 
Napoleon und dieser zog auch das englische Kabinett trotz der 
Bedenklichkeiten Lord Aberdeens mit sich, auf dessen Neutralität 
der Zar sogar ganz sicher gerechnet hatte. Ende Juni 1853
	        
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