Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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legte sich eine englisch-französische Flotte in der Besika-Bai am 
Eingang der Dardanellen vor Anker. Daraufhin ließ der Zar 
den Fürsten Gortschakow den Pruth überschreiten und die Donau- 
fürstentümer „als materielles Pfand“ in Besitz nehmen. Am 
4. Okt. 1853 erklärte die Pforte an Rußland den Krieg. Da 
Nikolaus der Aufforderung, die Donaufürstentümer zu räumen, 
nicht nachkam, schlossen die Westmächte am 12. März 1854 ein 
Schutz= und Trutzbündnis mit der Türkei und erklärten am 
28. März an Rußland den Krieg. Osterreich hätte nun am 
liebsten selbst mit eingegriffen, konnte aber schwerlich etwas ohne 
Preußen tun. Es drang deshalb in Preußen, aus der streng zu- 
wartenden Haltung herauszutreten, und sah sich darin durch 
die Haltung der Mittelstaaten unterstützt, die es für eine pa- 
triotische Pflicht Preußens erklärten, den Kaiserstaat nicht im 
Stiche zu lassen. Dieser Meinung waren auch die beiden Brüder 
Gerlach, die Berater des preußischen Königs, während Bismarck von 
Frankfurt aus in allen Tönen vor einer Annäherung an Österreich 
und einer Entfremdung von Rußland warnte. Am 20. April 
kam infolge der Sendung des österreichischen Feldzeugmeisters 
von Heß doch ein Vertrag zustande, laut dessen beide Staaten 
sich den Bestand ihrer Besitzungen, auch der außerdeutschen, garan- 
tierten und die Teilnahme des einen Staates versprachen, wenn 
der andere zum Schutze deutscher Interessen Krieg beginnen müsse. 
Von diesem Vertrage wurde allen anderen deutschen Regierungen 
Kenntnis gegeben und damit zugleich die Einladung ausgesprochen, 
sich diesem Vertrage anzuschließen. Dabei erinnerte man sich 
also gar nicht an die Existenz des deutschen Bundes. Die dadurch 
namentlich gegen Osterreich geweckte Empfindlichkeit ließ dieses in 
der Bundestagssitzung vom 17. Mai eine sehr energische Oppo- 
sition gegen die Abmachungen des 20. April finden; die Mittel- 
und Kleinstaaten verschoben aber dann nach einer ziemlich inhalt- 
losen Dankerklärung an die beiden Großmächte für ihr einheit- 
liches Vorgehen jeden weiteren Schritt bis nach dem Schluß der 
in Aussicht genommenen mittelstaatlichen Konferenzen zu Bam- 
berg, die schon am 25. Mai eröffnet wurden. 
Hatte bislang in Frankfurt nur der bayrische Vertreter die
	        
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