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Interessen der Mittelstaaten gewahrt, so trat in Bamberg neben
von der Pfordten vornehmlich Beust als Verfechter der mittel-
staatlichen Politik hervor. Man konnte aus den Verhandlungen
recht wohl wieder jenen selbstbewußten Ton heraushören, der
vorlängst die Darmstädter Konferenzen ausgezeichnet hatte; doch
richtete sich diesmal die Spitze der Äußerungen gegen Osterreich.
Es hatten sich in Bamberg zusammengefunden die Bevollmäch-
tigten von Bayern (von der Pfordten), Sachsen (Beust), Württem-
berg (Neurath), Hannover (Lenthe), Kurhessen (Mayer), Groß-
herzogtum Hessen (Dalwigk) und Nassau (Wittgenstein). Hier
verfaßte nun Beust ein an beide Großmächte von allen beteiligten
Staaten in identischer Form zu richtendes Schriftstück, in dem
man zwar wieder die Eintracht der beiden führenden Mächte
belobte, aber doch die Ansicht aussprach, daß nicht die einzelnen
Staaten, sondern der Bund über den Zutritt zu dem Bündnis
vom 20. April zu befragen sei; überdies sei aber eine Vertretung
desselben auch zu den weiteren, namentlich zu den etwaigen
Friedensverhandlungen heranzuziehen; auch verlangten die Bam-
berger, daß ebenso, wie man Rußland zur Räumung der Donau-
fürstentümer aufgefordert habe, man auch den Westmächten ein
Ultimatum zur Einstellung der Feindseligkeiten zugehen lassen
müsse. So sehr diese letzte Forderung den Politikern vom Schlage
Bismarcks genehm war, so wenig war sie nach dem Geschmacke
der Westmächte und Osterreichs. Lord Clarendon, der damalige
englische Minister des Außeren, machte seinem Unmute in einer
lediglich nach Dresden gerichteten Note Luft, die Beust, nun sich
als Vertreter des gesamten deutschen Bundes fühlend, in einer
an den sächsischen Gesandten zu London gerichteten Depesche ganz
geschickt zurückwies.
Graf Buol trat den Bamberger Abmachungen mit Schroff-
heit entgegen, indem er am 3. Juni die zwischen Osterreich und
Preußen vereinbarte erneute Aufforderung zur Räumung der
Donaufürstentümer, ohne ihre vorherige Beratung am Bunde,
aber auch ohne nochmalige Verständigung mit Preußen nach
St. Petersburg abgehen ließ. Um den Eindruck dieses eigenmäch-
tigen Verfahrens etwas zu verwischen, lud der österreichische