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Kaiser, der damals mit seiner jungen Gemahlin Elisabeth von
Bayern in Prag weilte, den König von Preußen in einem herz-
lichen Schreiben zu einer Zusammenkunft nach Tetschen ein, wohin
auch die beiden leitenden Minister, Manteuffel und Buol nach
erfolgter Annahme der Einladung beschieden wurden. Aber auch
König Friedrich August sollte nach dem Wunsche des Kaisers
an dieser Zusammenkunft teilnehmen, und so begab er sich,
von seinem Neffen, dem Prinzen Albert, begleitet, am 8. Juni.
nach Tetschen. Hier überreichte er dem Kaiser ein ausführliches
Memeoire, das in seinen Ansichten freilich sehr von den damaligen
Plänen Osterreichs abstach. Er stimmte darin mit seinem preußi-
schen Schwager namentlich in der christlichen Auffassung der Lage
überein: man dürfe dem Sultan keine unbeschränkten Souveräni-
tätsrechte über seine christlichen Untertanen einräumen, sondern
die christlichen Mächte müßten zur Festsetzung eines Interventions-
rechtes in den inneren Angelegenheiten des osmanischen Reiches
gelangen, das den Herrscherbefugnissen des Sultans weit engere
Grenzen ziehen würde, als dies jemals von Rußland geschehen sei.
Ferner fürchtete er bei einer weiteren Annäherung an die West-
mächte, daß dadurch die Macht Frankreichs vermehrt und vor-
nehmlich die Stellung Napoleons gestärkt werde, in dem er die
Verkörperung der Revolution sah, während gerade gegenüber den
revolutionären Gewalten die alte Verbindung ÖOsterreichs und
Preußens mit Rußland der einzige Hort sei. Hierin stimmte
König Friedrich Wilhelm IV. mit ihm überein, während Kaiser
Franz Josef seinen Unmut über die Haltung der Mittelstaaten
zu äußern nicht verfehlte. Doch gab der preußische König immer-
hin seine Zustimmung zu der Sendung des Obersten von Man-
teuffel an den Zaren Nikolaus, der nochmals die Annahme der
österreichischen Forderungen beim Zaren befürworten sollte. Zwar
lehnte der Zar die Annahme der vereinigten österreichisch-preußi-
schen Note ab, zog aber doch „aus strategischen Gründen“ seine
Truppen aus den Donaufürstentümern zurück, die dann von den
Osterreichern besetzt wurden. — —
König Friedrich August fühlte sich schon seit längerer Zeit
nicht ganz wohl. Er hatte im Sommer 1853 seine Nichte