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lich gern in Geschichte, wovon sauber und mit großem Fleiße
angelegte und geführte Hefte Zeugnis legen. Es gehörte dieser
pädagogische Trieb ergänzend zu seinen gelehrten Neigungen, die
ihn in früherer Zeit philologische, später mit Vorliebe juristische
Studien treiben ließen. Da der Unterricht, den er genossen,
das Griechische vernachlässigt hatte, so suchte er es sich selbst durch
eigene Studien anzueignen, und dauernd blieben ihm dann die
griechischen Klassiker treue Begleiter. Schon vorher hatte er sich
unter Försters Leitung mit dem Italienischen befaßt; in welcher
Weise er diese Sprache beherrschte, zeigte seine im Jahre 1828 be-
gonnene, 1833 vollendete Übersetzung von Dantes Hölle, die 1839
schon in vermehrter zweiter Auflage erschien, und gefolgt war im
Jahre 1840 von einer Übersetzung des Fegefeuers und 1849
von der des Paradieses. Er gab diese Übertragung der „Gött-
lichen Komödie“ des großen Florentiners unter dem Pseudonym
Philalethes (der Wahrheitsfreund) heraus; abgesehen davon, daß
es der erste namhafte Versuch war, die großartige Dichtung dem
deutschen Volke in schöner Sprache zur Kenntnis zu bringen,
begleitete der Prinz sein Werk mit einem ausgezeichneten Kom-
mentar, der auf den eingehendsten Studien beruhte und die schwer
verständliche Dichtung in ihrer ganzen Bedeutung erschloß. Auch
Sanzskrit trieb der Prinz, um sich in die großen religiösen Dich-
tungen der Inder vertiefen zu können. Und nebenher gingen
militärische, juristische und chemische Studien, so daß König Fried-
rich Wilhelm IV. — mit dem ihn übrigens die herzlichste Freund-
schaft verband — mit Recht von ihm mit scherzender Bewunderung
als von „meinem Schwager, dem Professor“, reden konnte. Dem
entsprach der namentlich in jenen Jahren als etwas Außergewöhn-
liches betrachtete zwanglose Verkehr mit Gelehrten und sonst be-
deutenden Männern, die der Prinz oft in den Abendstunden von
6—8 bei einem Glase Punsch oder einer Tasse Kaffee um sich
zu gegenseitiger Aussprache und Belehrung versammelte. „Die
Welt muß einem immer lieber werden,“ schrieb über ihn Jean
Paul am 11. Juni 1822 aus Dresden, „da es darin Prinzen
von solchem Geiste, solchen Kenntnissen und Gesinnungen gibt,
wie ich heute einen kennen und lieben gelernt habe.“ — Indem