Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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er sich sehr für die Geschichte seines engeren Vaterlandes inter- 
essierte, gab der Prinz die Anregung zur Begründung des säch- 
sischen Altertumsvereins, dessen langjähriger Vorstand er war, 
und ferner ging von ihm die Gründung des Vereins deutscher 
Geschichts= und Altertumsforscher aus, dessen Präsidium er auf 
der ersten Tagung zu Dresden vom 16.—19. Aug. 1852 und 
auch auf dessen zweiter Versammlung zu Nürnberg vom 13. bis 
17. Sept. 1853 übernahm. 
Ein weniger bekannter Umstand aus dem früheren Leben 
des Prinzen Johann ist der, daß ihm im November 1829 von 
der Regierung Karls X. von Frankreich der Antrag gemacht 
wurde, die Krone des nach Abwerfung der Türkenherrschaft soeben 
begründeten griechischen Staates anzunehmen. Obwohl der Prinz 
damals ablehnte, wurde der Antrag doch im folgenden Jahre 
wiederholt, wobei man Unterstützung in Geld und Truppen in 
Aussicht stellte. Auch diesmal war der Prinz nicht bereit zu finden. 
Bei aller Begeisterung, die in den zwanziger Jahren die Deut- 
schen für den griechischen Freiheitskampf erfaßt, und die auch 
der Prinz geteilt hatte, war man doch mit der Zeit etwas hinter 
den eigentlichen Charakter der griechischen Nation gekommen, und 
die Unsicherheit einer solchen Zukunft konnte für den an das 
Exakte und an Ordnung gewöhnten Prinzen nichts Verführerisches 
haben. Sein Bruder, der Prinz Friedrich August, widmete ihm 
damals ein die Ablehnung lobendes Gedicht, das mit den ver- 
heißungsvollen Versen schloß: 
Dir wird ein schön'res Los als Hellas“ Krone, 
Erbst Du die Tugend fort auf Sachsens Throne. — — 
So also war der neue König beschaffen, den Sachsen un- 
erwartet an seine Spitze treten sah und dem es das von ihm 
geheischte Vertrauen in vollem Maße, man darf auch sagen in 
überraschend rückhaltloser Weise entgegenbrachte. Denn wir wissen, 
wie man früher, so unberechtigt es an sich war, ihn für einen 
Ultrakatholiken und Jesuitenfreund hielt, ihn, der seinem ältesten 
Sohne einen streng protestantischen Erzieher gegeben hatte; der 
12. Aug. 1845 hatte von dieser trüben Stimmung im Volke 
nur allzu deutlich Zeugnis gelegt. Und doch hätte man sich aus
	        
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