Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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in dieser Beziehung folgendermaßen: „So freundlich unsere Be- 
ziehungen zu den auswärtigen Regierungen geblieben sind, so 
wenig kann doch unser Blick sich mit Zuversicht auf die durch 
die ernstesten Verwicklungen getrübte Zukunft richten. Ein Land 
in der Lage Sachsens wird unter solchen Umständen nicht fehl- 
gehen, wenn es die Richtschnur für sein Handeln in der strengen 
und gewissenhaften Erfüllung seiner Pflichten als Glied des 
deutschen Bundes sucht.“ Nun hatte der Bund, nachdem er in- 
folge der Tetschener Zusammenkunft sich überzeugt hatte, daß 
Osterreichs Kriegslust jedenfalls durch Preußen in Schranken ge- 
halten werde und mittlerweile Rußland an die Räumung der 
Donaufürstentümer gegangen war, auch seine Entscheidung ge- 
troffen; er war mit allen Stimmen gegen eine, nämlich die von 
Mecklenburg-Strelitz, dem Aprilbündnis zwischen Osterreich und 
Preußen beigetreten. Kaum aber war dieser Schritt geschehen, 
als Osterreich in einer Zirkulardepesche vom 28. Juli 1854 den 
deutschen Regierungen anzeigte: Osterreich und Preußen würden 
demnächst gemeinsam beim Bunde den Antrag auf Mobilmachung 
der halben Bundeskontingente zur schleunigsten Beistimmung ein- 
bringen. Diese Mitteilung geschah ohne vorangegangenes Ein- 
vernehmen mit Preußen und kennzeichnete also die innerliche 
Geringschätzung, welche die vom Grafen Buol geleitete österreichische 
Regierung dem in Olmütz gedemütigten Rivalenstaat glaubte bieten 
zu können. Gerade in jenen Tagen aber weilte Bismarck in 
Berlin, auf den Friedrich Wilhelm namentlich in jener kritischen 
Zeit gern hörte, und so blieb Manteuffel die Antwort auf die 
Note vom 28. Juli nicht schuldig. Am 3. Aug. erklärte die 
preußische Regierung, daß sie auch die militärischen Fragen, soweit 
sie den Bund beträfen, nur in Gemeinschaft mit den anderen 
Bundesgenossen der ernstesten Erwägung unterziehen werde. Gleich- 
zeitig teilte sie den Bundesmitgliedern die gesamte bisher über 
die orientalische Frage geführte diplomatische Korrespondenz mit, 
woraus dann das unehrliche Drängen Osterreichs zum Kriege 
klar hervorging. So angenehm das den Bambergern sein mußte, 
so wollte man doch keinen völligen Bruch zwischen den beiden 
Großstaaten, und Beust eilte nach Berlin, um dort die Fäden
	        
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