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nach Osterreich hin nicht zum völligen Zerreißen kommen zu
lassen.
Im allgemeinen war Beust damals durchaus mit der ab-
lehnenden Haltung Preußens einverstanden. Im Kreise der könig-
lichen Familie hatte man die Überzeugung, seit der nunmehrige
Kronprinz Albert seinem kaiserlichen Freunde in Ischl die Thron-
besteigung seines Vaters mitgeteilt hatte, daß die persönliche Hal-
tung Kaiser Franz Josefs eine friedliche sei, was sicherlich nicht
den tatsächlichen Verhältnissen entsprach. Noch Ende Oktober
glaubte König Johann an eine solidarische Vereinigung Mittel-
europas gegenüber den feindlichen Parteien des Ostens und des
Westens und schrieb den Gedanken nieder: „Dem einträchtigen
Teutschland, Osterreich an der Spitze, wird eine schöne und ruhm-
volle Rolle gesichert, wenn es eine solche vermittelnde Stellung
nach beiden Seiten hin konsequent durchführt, wozu wir alle dann
gewiß freudig die Hand bieten werden.“
Aber Osterreich war ja schon längst aus der vermittelnden
Rolle herausgetreten; es hatte nach Abzug der Russen seiner-
seits die Donaufürstentümer besetzt, es hatte nach der für die
Russen unglücklichen Schlacht an der Alma auf der Halbinsel
Krim am 20. Sept. dem Kaiser Napoleon III. auf das herzlichste
zu diesem Erfolge seiner Truppen gratuliert, und schließlich voll-
zog es am 2. Dez. 1854 formell den Anschluß an das Bündnis
der Westmächte. Nachdem sowohl diese als Osterreich ihre Auf-
forderung an Preußen zum Beitritt am 5. Jan. zurückgewiesen
sahen, versuchte Osterreich sein Heil trotz der mannigfachen
Enttäuschungen des Vorjahres nochmals beim Bunde. In
einem Rundschreiben vom 14. Jan. an die deutschen Regierungen,
teilte Graf Buol mit, daß trotz der abweichenden Anschauungen
Preußens der Vorsitzende am Bundestag von Prokesch den Be-
fehl erhalten habe, beim Bunde die Mobilisierung der halben
oder ganzen Bundeskontingente und die Wahl eines Bundes-
oberfeldherrn zu beantragen. Am nämlichen Tage erging auch
noch eine vertrauliche Anfrage an die Höfe von Dresden, Mün-
chen, Stuttgart, Darmstadt usw., ob die dortigen Regierungen
gewillt seien, ihre Truppen dem österreichischen Kaiser allein zur