Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Verfügung zu stellen. Nachdem nun Preußen am 22. Jan. am 
Bundestage eine erhöhte Kriegsbereitschaft der Bundeskontingente 
bei der gegenwärtigen Lage Europas zwar als an sich nützlich, 
die österreichischerseits vorgeschlagenen Maßregeln aber entschieden 
als unzeitig erklärt hatte, entschieden sich auch die beim Bunde 
niedergesetzten Ausschüsse in diesem Sinne, und am 8. Febr. in 
der Schlußabstimmung wurde auf deren Bericht die Mobilisierung 
der Bundesarmee mit allen Stimmen gegen die Braunschweigs 
verworfen; die Kriegsbereitschaft aber wurde nur insoweit be- 
schlossen, als die Behauptung der Neutralität und die Sicherung 
der deutschen Grenzen vor jedem Angriff es notwendig erscheinen 
ließe. Es war Sachsen, das, um jeder Überrumpelung durch 
Osterreich vorzubeugen, dabei den sofort angenommenen Antrag 
stellte, daß die Bereitstellung der Bundesaufgebote nicht „un- 
verzüglich im Falle des Bedarfs“, sondern „im Falle einer vom 
Bunde zu beschließenden Mobilmachung binnen 14 Tagen“ zu 
erfolgen habe. Jene Einmütigkeit in der Zurückweisung der öster- 
reichischen Forderungen erklärt sich, abgesehen von der politischen 
Unvernunft, von den deutschen Staaten Opfer an Geld und Sol- 
daten für die österreichischen Interessen an der unteren Donau 
zu verlangen, vornehmlich auch aus den am 14. Jan., wenn 
auch in versteckter Form gemachten Anerbietungen an die Mittel- 
staaten, daß sie sich zum Lohne für ihre Heeresfolge gebietlich 
abrunden dürften, offenbar doch nur auf Kosten der Kleinstaaten. 
Wir wissen davon durch die Erinnerungen Beusts. Es erfolgte 
auch von keinem der in der vertraulichen Depesche vom 14. Jan. 
angesprochenen Regierungen ein Eingehen darauf; in Dresden 
lehnte man, wie bei dem rechtlichen Sinne des Königs gar nicht 
anders zu erwarten war, entschieden, wenn auch in rücksichts- 
voller Form, ab. 
Die weiteren Ereignisse waren nicht danach angetan, die 
Kriegslust Osterreichs zu reizen. Die Besetzung der Moldau und 
Walachei erforderte infolge klimatischer Übelstände erschreckend große 
Opfer, die Staatsschuld Osterreichs wuchs um eine halbe Milliarde, 
der Krieg der Verbündeten auf der Krim machte keine rechten 
Fortschritte und kostete durch Krankheit noch mehr unblutige Opfer,
	        
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