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Staatsrat nahm der Kronprinz am 28. Juni mit seinem Vater
an der Eröffnung der ihm zu Ehren benannten Albertbahn von
Dresden nach Tharandt teil, die die herrlichen Heiligen Hallen
den Dresdenern erschloß. —
Am 8. Sept. 1855 brachte nach elfmonatiger Belagerung
ein furchtbare Opfer fordernder Sturm die Stadt Sebastopol
endlich in die Gewalt der Verbündeten, während einige Wochen
später, am 28. Nov., die wichtige kleinasiatische Festung
Kars von den Russen erobert wurde. Somit stand sich das
Spiel gleich; beide kriegführenden Teile waren aufs äußerste
erschöpft und sehnten den Abschluß des Friedens herbei. Es
sehlte nur an einer vermittelnden Kraft, die das beiderseitige
Entgegenkommen erleichterte. Nun hatte sich der Minister
von Beust im Oktober nach Paris begeben, um die von
Kaiser Napoleon III. mit vielem Glanz ins Werk gesetzte Welt-
ausstellung in Augenschein zu nehmen, er traf hier zufällig mit
dem bayrischen Minister von der Pforten zusammen, und beide
Minister wurden vom Kaiser mehrfach zur Tafel gezogen. Bei
einer solchen Gelegenheit, am 28. Okt., unterhielt sich der Kaiser
nach dem Diner in St. Cloud längere Zeit mit Beust allein
über die voraussichtliche Gestaltung des Friedens. Hierbei traf
es sich nun gut, daß Beust in Frankfurt kurz zuvor mit dem
damaligen russischen Gesandten am Bundestag, Baron Brunnow,
über denselben Gegenstand eine um so bedeutungsvollere Unter-
redung gehabt hatte, als derselbe von seiner Regierung in dieser
Richtung eine vollkommene Instruktion erhalten hatte. Danach
war Rußland zum Frieden bereit, aber ohne Gebietsabtretung
und Kriegsentschädigung; es wollte sich also durchaus nicht als
den besiegten Teil geben. Napoleon hatte nichts dagegen zu er-
innern, verlangte nur, daß Rußland die Neutralität des Schwarzen
Meeres annehme. Sobald nun Beust nach Dresden zurückgekehrt
war, schrieb er an den russischen Minister des Auswärtigen, Grafen
Nesselrode, und empfahl ihm, einen dem französischen Verlangen
entsprechenden Schritt zu tun. Nesselrode lehnte zwar in seinem
Antwortschreiben ab, aber verschlechterte dadurch nur Rußlands
Lage, denn Osterreich trat nun mit dem Verlangen einer Gebiets-