Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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vertretung beim Bunde aber sei, wie die Erfahrung lehre (7), 
eine Unmöglichkeit; Einheit aber sei entweder ein unklarer Be- 
griff, oder, wenn er klar werde, führe er auf ein Gebiet, auf das 
ein gewissenhafter, seines Schwures eingedenker Minister nicht 
folgen könne. 
Auf wie schwachen Füßen ein derartiges Räsonnement stand, 
ergab sich bei der neuen europäischen Verwicklung, die am 1. Jan. 
1859 durch die ungnädige Ansprache des Kaisers Napoleon III. 
beim Neujahrsempfange in den Tuilerien an den österreichischen 
Vertreter, den Baron Hübner, eingeleitet wurde. Die Teilnahme 
Sardiniens am Krimkriege, das Bombenattentat des römischen 
Grafen Orsini auf Napoleon als den Störer des italienischen Ein- 
heitswerkes und das im Moniteur veröffentlichte Testament 
des dem Tode entgegengehenden italienischen Patrioten, der Brief 
Mazzinis, der den Kaiser mit weiteren Attentaten bedrohte, wenn 
er dem werdenden Italien seine Unterstützung versage, die 
der Frage günstige öffentliche Meinung zeigten Napoleon den 
Weg, um erneut in Europa das Gewicht seiner Autorität in die 
Wagschale werfen und ein schiedsrichterliches Amt ausüben zu 
können. Nach einer geheimen Verständigung mit dem genialen 
Leiter der sardinischen Politik, dem Grafen Camillo Cavour wäh- 
rend des Sommers 1858 zuckte also am 1. Jan. 1859 jenes 
erste Wetterleuchten auf, dem bald genug das schwere Gewitter 
folgen sollte. Die Stimmung in Süddeutschland war nach dem 
Bekanntwerden der kaiserlichen Ansprache alsbald auf einen Punkt 
gediehen, der an die des Jahres 1840 erinnerte. Allenthalben 
war man der Überzeugung, daß man im Ernstfalle auf der Seite 
Osterreichs zu stehen habe. Hiergegen erschienen Artikel im 
Moniteur, die sich mit großer Heftigkeit gegen Deutschland im 
allgemeinen richteten. Fast schien es, als handele es sich gar 
nicht um ein Zerwürfnis zwischen Sardinien und Osterreich wegen 
des Besitzes der Lombardei, sondern um einen neuen Waffengang 
zwischen Deutschland und Frankreich. Die Stimmung in Dres- 
den war nach dem Zeugnisse des Ende Januar 1859 in Dresden wei- 
lenden Herzogs Ernst II. von Koburg, wie nicht anders voraus- 
zusetzen war, von aufrichtigsten Sympathien für das so eng ver-
	        
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