Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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kommen die Meinung der Minister. Man beschloß demgemäß 
am 17. März, wenn Osterreich in Frankfurt einen Antrag auf 
Hilfsleistung stelle, dem beizustimmen. Das Zusammenwirken 
Preußens mitl Osterreich mußte und konnte jedoch inzwischen immer 
angebahnt werden, und zu diesem Zwecke hatte Beust in Berlin 
am 10. April eine Unterredung mit den leitenden Kreisen; der 
Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen, damals Präsident des Mi- 
nisterrates, erklärte in entschiedener Weise, daß man das Land 
zwar nicht durch vorzeitige Kriegsbereitschaft belasten wolle, aber 
den Kaiserstaat keineswegs verlassen werde. Und der Prinzregent 
sprach sich dahin aus, solange es sich nur um einen Angriff 
Sardiniens auf Osterreich handle, habe Preußen keine Veran- 
lassung, einzutreten, während sich die Dinge ganz anders gestalten 
würden, wenn Frankreich interveniere. Deshalb schrieb Beust 
am 11. April an den sächsischen Gesandten in Wien nach kurzer 
Charakterisierung seiner Berliner Erlebnisse: „Die Stimmung ist 
gut jetzt, das, glaube ich, können Sie in Wien versichern.“ 
Es traf sich nun damals, daß zu Anfang des Jahres 1859 
König Johanns zweiter Sohn Prinz Georg sich mit der Prin- 
zessin Donna Maria von Portugal verlobt hatte. Die Ver- 
mählung sollte im Frühjahr in Lissabon stattfinden, derselben 
jedoch eine feierliche Bewerbung vorangehen und hierbei Beust 
den Prinzen begleiten, der sich damals in Florenz befand. Einer 
in Berlin empfangenen Anregung folgend, beschloß Beust in Über- 
einstimmung mit dem Willen seines Königs, seinen Weg über 
Paris zu nehmen und dabei, wenn möglich, Napoleons Pläne 
zu sondieren. In München, wohin ihn zunächst auf einem Um- 
wege Familienverhältnisse führten, fand er den König Max in 
ziemlich lauer Stimmung gegen Osterreich. Auf der Weiterreise 
hatte Beust Besprechungen mit dem württembergischen Baron von 
Hügel, dem badischen Minister Baron Meysenbug und dem darm- 
städtischen von Dalwigk. Schon während dieser Konferenzen lief 
die Nachricht ein von dem Ultimatum, das Osterreich willens sei 
trotz der Vermittlungsangebote Englands in Turin überreichen 
zu lassen. Das bedeutete natürlich den Krieg, und zwar unter 
Voraussetzungen, die der mittelstaatlichen, Osterreich freundlichen
	        
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