Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

— 267 — 
eine bewaffnete Vermittlung dachte. Mit diesem Angebote sandte 
er den General Willisen nach Wien, während zu gleicher Zeit 
der Generalmajor von Alvensleben am 13. Mai in Dresden 
ein offizielles Schreiben an den König Johann überreichte. Ent- 
gegen den berührten Beustschen Ansichten sprach der Prinzregent 
den Wunsch aus, daß die deutschen Mächte von jedem selbständigen 
Vorgehen am Bunde Abstand nehmen sollten, wenigstens bis zu 
dem Zeitpunkte, an welchem der Erfolg der Unterhandlungen mit 
Osterreich sich werde übersehen lassen. König Johann erklärte 
sich zwar bereit, sich den von Willisen in Wien etwa erreichten 
Abmachungen anzuschließen, fand aber die Stellung eines Be- 
obachtungskorps am Rhein auch ohne eine solche Abmachung zweck- 
mäßig. Er schloß mit den Worten: „Ich bitte und beschwöre 
Dich, als Freund, als Fürst der Teutschen, laß diese Gelegenheit 
nicht vorübergehen; laß uns Alle wie ein Mann dem Feind 
der öffentlichen Ruhe, der zum Glück jetzt die Maske abgeworfen 
hat, entgegentreten. Ihr sprecht von Initiative! Ergreift sie — 
und wir werden folgen!“ — So war der König auch im Herzen 
für den von Hannover am Bundestage eingebrachten Antrag der 
Aufstellung eines Beobachtungskorps am Rhein, gegen den Preußen 
seine abweichenden Anschauungen in einem Proteste zum Ausdruck 
brachte, da es nicht gewillt war, als erste Kriegsmacht Deutschlands, 
sich von den kleineren Staaten majorisieren zu lassen. Sachsen 
unterstützte den Antrag allerdings nicht, wie auch Beust bei einem 
Aufenthalte in Hannover von dieser Maßregel als augenblicklich 
inopportun abgeraten hatte. 
Während nun Willisen in Wien mit Buols Nachfolger, dem 
Grafen Rechberg, ergebnislos unterhandelte und am 30. Mai 
nach Berlin zurückkehrte, lief die Nachricht von dem Rückzuge 
der Osterreicher hinter den Tessin ein; am 4. Juni erlitten die 
Osterreicher bei Magenta eine so entscheidende Niederlage, daß 
der Besitz der Lombardei schon jetzt ganz in Frage gestellt erschien. 
Nun trat auch Preußen etwas mehr aus der Reserve hervor, 
indem am 7. Juni der Prinzregent den Befehl zur Mobilmachung 
von sechs preußischen Armeekorps unterschrieb. Auch brachte 
Preußen die Vereinigung eines Beobachtungsheeres am Oberrhein,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.