Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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war der Charakter des Staatenbundes gewahrt, die durch fort— 
gesetzte Betonung zum Glaubenssatze gewordene Souveränität der 
Mittelstaaten war durch die Trias der Exekution gewährleistet, 
Verschleppung der Angelegenheiten sollte durch die kurz bemessene 
Frist der Session unmöglich gemacht sein; sogar an eine Ver- 
tretung des Volkes war gedacht durch die erwähnte Delegation; 
denn ein Parlament war, wie die Denkschrift mit aller Energie 
hervorhebt, als eine revolutionäre Einrichtung von Haus aus 
abzulehnen. Endlich aber hatte man an Preußen eine Kon- 
zession gemacht, von der Beust selbst in seinen Erinnerungen zu- 
gesteht, daß sie nicht viel wert gewesen sei, nämlich das alternierende 
Präsidium am Bundestag. Gerade aber dieses Wenige erregte 
schon den Widerspruch der Hofburgpolitiker, denen Beust seinen 
Entwurf zuerst, und zwar persönlich, mitteilte. Der Kaiser schien 
dem Plane nicht abgeneigt, Graf Rechberg war schon etwas zu- 
geknöpfter, vor allem aber soll nach Beusts Meinung das ab- 
lehnende Referat des Ministerialrates Baron Biegeleben den Aus- 
schlag gegeben haben. 
Fanden somit Beusts Reformpläne schon in Wien keine Gnade, 
wieviel weniger noch in Berlin. Zudem war schon im Mai des 
Jahres von Baden aus eine Spaltung in die Würzburger Ver- 
einigung gekommen, indem es zu der für den 24. Mai an- 
gesetzten Tagsatzung nicht erschien, wie übrigens auch für das 
X. Bundeskorps sich nur der Vertreter Hannovers eingestellt hatte. 
Von Baden ging ferner aus eine Entgegnung des dortigen 
Ministers Roggenbach auf die Vorschläge Beusts, worin gerade 
die Notwendigkeit des Bundesstaats im Gegensatz zu dem bis- 
herigen machtlosen Staatenbund betont wurde. Und nun wurde 
auch die Antwort des preußischen Ministers Grafen Bernstorff 
bekannt, die dieser in einer Note vom 20. Dez. 1861 durch den 
preußischen Gesandten von Savigny in Dresden hatte übermitteln 
lassen. Sie brachte, wie Beust mit einigem Ingrimm referiert, 
viel schöne Komplimente über „die jüngste Arbeit des hervor- 
ragenden Staatsmannes, dessen Tätigkeit auf dem Gebiete deut- 
scher Fragen das Berliner Kabinett Beachtung zu schenken ge- 
wohnt sei“, über „den sinnreichen, mit großem Verständnis der 
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