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Noten vom 16. Aug. und 18. Sept. 1862 die hannoversche Re-
gierung nicht mehr für angemessen, die französischen Verträge
anzunehmen. Ein gleiches tat unter dem 12. Okt. Kurhessen.
Die sächsische Regierung wurde durch diese Wendung in eine ver-
mittelnde Stellung gebracht. Sie wollte, daß die preußische durch
einiges Entgegenkommen gegen die österreichische Note vom 10. Juli
den süddeutschen Staaten den Boden unter den Füßen wegziehen
solle. Ganz im Gegensatz hierzu erklärte die preußische Regierung
des Grafen Bernstorff am 26. Aug. der bayrischen Regierung
und dann am 12. Nov. Bismarck der württembergischen Regierung,
daß Preußen eine definitive Ablehnung der Verträge vom
29. März/2. Aug. als einen Ausdruck des Willens ansehen müsse,
den Zollverein nicht fortzusetzen. Da mußte es doppelt auffallen,
daß das offizielle Dresdener Journal behauptete, es sei von
vornherein Ansicht der sächsischen Regierung gewesen, daß der
Handelsvertrag nur in dem Falle in Kraft treten könne, wenn
der ganze Zollverein denselben annehme, daß sie ihm aber nie
auch auf die Gefahr einer Zerreißung des Zollvereins hin bei-
gestimmt haben würde. Ferner aber erklärte auf dem im Herbste
1862 zu München versammelten deutschen Handelstage der Ver-
treter des Leipziger Handelsstandes Poppe, daß die sächsische Re-
gierung nicht im entferntesten mehr daran denke, den französischen
Vertrag noch aufrechtzuerhalten. Als darauf der Leipziger Stadt-
rat bei dem Ministerium nachdrücklich um Aufrechterhaltung des
Vertrags vorstellig wurde, sah er sich zwar zurückgewiesen, er-
reichte aber doch auch ein Dementi der Poppeschen Erklärung.
Aber einer persönlichen Verständigung mit Bismarck, zu der Ende
Februar 1863 Beust von jenem eingeladen worden war, wich
der sächsische Minister aus. Damals versuchte Bismarck übrigens
durch den Vermittler dieser Einladung, den Herrn von Savigny,
wenn auch nur ganz vorsichtig, Beust für den Eintritt in sein
Ministerium zu gewinnen. Wie weit es ihm damit wirklich Ernst
gewesen ist, namentlich unter den damaligen Zeitumständen, mag
dahingestellt sein. Jedenfalls aber wies die sächsische Regierung
eine Einladung Bayerns vom 25. April 1863, die schon von
Preußen verweigerte Beratung der österreichischen Vorschläge vom