Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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nung betreiben helfen müsse, was er, Beust, auf alle Fälle tun würde, 
oder aber sich energisch der Politik der Westmächte anzuschließen 
habe, um dadurch eine dauernde Schwächung Rußlands herbei- 
zuführen. Das Bedauern über die schwankende Politik Oster- 
reichs, die den Kaiserstaat nach zwei Seiten hin verhaßt machen 
und ihn isolieren müsse, äußert sich bei ihm so lebhaft, daß man 
daraus unschwer seine ungeteilte Sympathie für OÖsterreich und 
seinen unverhohlenen Arger über die richtige Politik Preußens 
erkennen kann. 
Die Mißklänge, die der leidige Kampf um den französischen 
Handelsvertrag hervorbrachte, wurden aber zu zweien Malen 
durch einen vollen deutschen nationalen Akkord übertönt und 
beide Male gingen diese mächtigeren Töne von Leipzig aus. Vom 
2.—5. Aug. 1863 fand hier das große allgemeine Turnfest statt. 
Mit der ihm eigenen tiefpathetischen Beredsamkeit wandte sich 
der in den Anfängen seiner historisch-politischen Laufbahn stehende 
Heinrich von Treitschke an die aus allen Gauen Deutschlands 
versammelten Turner. Damals waren zahlreiche Turner auch 
aus Osterreich erschienen und hatten begeisterte Aufnahme ge- 
funden. Auf Einladung des Bürgermeisters Koch war Beust von 
Dresden herübergekommen und hielt ebenfalls eine Ansprache an 
die deutsche Turnerschaft; darin hieß es, man solle nicht von einem 
Manne, der an der Hand der Erfahrung auch die Kehrseite der 
Dinge kennen gelernt habe, frische Begeisterung erwarten; „aber 
mißtrauen Sie darum nicht seinen Worten, wenn er Sie versichert, 
daß die Fürsten Deutschlands und ihre Regierungen den Auf- 
schwung, den das allgemeine deutsche Bewußtsein mehr und mehr 
gewonnen hat, nicht allein erkennen und begreifen, sondern daß 
sie auch aufrichtig sich damit befreunden, und zwar darum, 
weil sie in dieser Entwicklung des deutschen Gefühles den besten 
Stützpunkt für ihre eigenen Bestrebungen erkennen lernen 
Je mehr und je beharrlicher die deutschen Stämme in brüder- 
licher Gesinnung sich einander zuneigen, desto eher werden auch 
die Fürsten und Staaten Deutschlands sich auf dem gemeinsamen 
Wege zusammenfinden, der zu dem vom deutschen Volke so sehn- 
lich herbeigewünschten Ziele führt“. Die Rede schloß mit einem 
Sturmhoefel, Geschichte der sächsischen Lande. II. 20
	        
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